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Politik

Viele Tote durch Autobombe in Dschableh

5. Januar 2017

Aus der Assad-Hochburg an der syrischen Küste wird ein schwerer Terroranschlag gemeldet: Ein weiterer Rückschlag für die brüchige Waffenruhe.

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Syrien | Autobombenanschlag in Jableh
Bild: Reuters/Sana

Laut staatlichem syrischen Fernsehen steuerte ein Selbstmordattentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto in das belebte Zentrum der Küstenstadt Dschableh und brachte es dort zur Explosion. Nach offiziellen Angaben gab es mindestens zehn Tote, in anderen Berichten ist von bis zu 15 Todesopfern die Rede. Auch aus anderen Teilen des Landes wurden trotz vereinbarter Waffenruhe Kämpfe zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Islamisten gemedlet - unter anderem um die Kontrolle der Wasserversorgung der Hauptstadt Damaskus.

Dschableh liegt in der westlichen Provinz Latakia, die als Hochburg von Anhängern der Regierung gilt. In der Küstenprovinz unterhält Russland zwei Militärstützpunkte. Sie ist zudem Kerngebiet der alawitischen Bevölkerungsgruppe, zu der Präsident Baschar al-Assad gehört. Bei einer blutigen Anschlagsserie im vergangenen Mai, zu der sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte, waren in den Küstenstädten Tartus und Dschableh mehr als 170 Menschen getötet worden.

Syrien | Autobombenanschlag in Jableh
Szenen der Verwüstung nach dem Terrorattentat Bild: Reuters/Sana

Russisch-türkischer Pakt 

Russland und die Türkei hatten die Waffenruhe für ganz Syrien ausgehandelt, die in der Nacht zum vergangenen Freitag in Kraft trat. Trotzdem gab es immer wieder Gefechte, insbesondere in der strategisch wichtigen Region Wadi Barada nahe Damaskus.

Der Kampf ums Wasser 

Durch das von bewaffneten Assad-Gegnern kontrollierte Barada-Tal (Wadi Barada) fließt der Barada-Fluss in die syrische Hauptstadt, er ist eine der wichtigsten Quellen für die Wasserversorgung. Die Regierung wirft den Rebellen vor, der Hauptstadt das Wasser abzudrehen. Der UN-Hilfskoordinator für Syrien, Jan Egeland, sprach von einem "Kriegsverbrechen" gegen die Zivilbevölkerung. 

Nach UN-Angaben haben vier bis fünf Millionen Bewohner der Hauptstadt seit dem 22. Dezember kein fließendes Wasser mehr. Der Preis für Trinkwasser in Flaschen hat sich mittlerweile verdoppelt. Strom gibt es in Damaskus infolge des Mangels an Treibstoff für die Kraftwerke nur zwölf Stunden am Tag.

Syrien Wasserkrise in Damaskus
Große Freude über neue Wasserlieferung in Damaskus Bild: picture-alliance/dpa/EPA/Y. Badawi

Wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus dem Exil berichtete, versuchten Regierungstruppen mit Unterstützung libanesischer Hisbollah-Kämpfer Teile der Region zurückzuerobern. Am Mittwochabend hätten syrische Streitkräfte "dutzende Luftangriffe" auf Wadi Barada geflogen, begleitet von Artillerie- und Raketenangriffen. 

Unter den islamistischen Kämpfern in Wadi Barada sind nach Angaben der Führung in Damaskus und der Beobachtungsstelle auch solche der Fateh al-Scham. Dschihadistische Gruppen wie der IS oder die Fateh-al-Scham-Front, die früher Al-Nusra-Front hieß und Ableger des Al-Kaida-Netzwerks war, sind von der Waffenruhe ausgeschlossen.

Astana-Gespräche noch möglich? 

Laut der Beobachtungsstelle bombardierte die syrische Luftwaffe am Mittwoch auch mehrere Teile der von Rebellen gehaltenen Region Ost-Ghuta, während sich regierungstreue Truppen Kämpfe mit Islamisten lieferten. Ebenfalls bombardiert wurde demnach der von Aufständischen kontrollierte Distrikt Raschidin am westlichen Stadtrand von Aleppo. Dabei seien ein Rebellenkämpfer getötet und acht weitere verletzt worden.

Für Ende Januar sind gemäß der russisch-türkischen Initiative Friedensgespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana vorgesehen. Die Türkei sieht die Gespräche durch die Kämpfe in Syrien inzwischen gefährdet. Die in der Syrischen Nationalen Koalition (SNC) zusammengeschlossene Exilopposition mit Sitz in Istanbul rief den UN-Sicherheitsrat, die Verletzung der Waffenruhe durch Assad "sofort" zu beenden.

SC/chr (afp, APE, rtr, dpa)