Viele Tote bei Doppelanschlag in Afghanistan
6. September 2018Der Anschlag ereignete sich in einem Wrestling-Club in einem überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil im Westen von Kabul. Polizeisprecher Haschmat Stanikasi sagte, zuerst habe sich ein Selbstmordattentäter in der Sporthalle in die Luft gesprengt. Als sich daraufhin Sicherheitskräfte und Journalisten am Anschlagsort versammelten, sei ein mit Sprengstoff präpariertes Auto explodiert. Mindestens 20 Menschen wurden nach Angaben des afghanischen Innenministeriums getötet, 70 weitere verletzt.
Anschlag galt (auch) Journalisten
Unter den Todesopfern waren zwei Journalisten des größten afghanischen Privatsenders Tolo News, wie der Sender mitteilte. Die Medien-Unterstützergruppe NAI erklärte, mindestens vier Journalisten seien verletzt worden.
Der Leiter des Wrestling-Clubs, Pahlawan Schir, sprach von mehr als 30 Toten. Viele von ihnen seien Wrestler gewesen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Er selbst sei während des Anschlags nicht in dem Gebäude gewesen. Augenzeugen berichteten in sozialen Netzwerken, der Selbstmordattentäter habe zunächst Sicherheitsleute getötet, bevor er sich in die Luft gesprengt habe.
Täterschaft wohl geklärt
Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amaq mitteilte. Die sunnitische Miliz zielt meist auf Angehörige der schiitischen Minderheit in Afghanistan. Die radikalislamischen Taliban hatten die Verantwortung für den Doppelanschlag bereits zuvor von sich gewiesen.
Der letzte größere Anschlag auf Schiiten in Kabul hatte sich am 15. August ereignet. Damals sprengte sich ein Attentäter in einem Bildungszentrum in einem Schiitenviertel in die Luft. Auch dazu bekannte sich der IS.
Gefahr vor den Wahlen
Der Anschlag vom Mittwoch verdeutlicht die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan einen Monat vor den Wahlen. Vermutlich steht er jedoch nicht im Zusammenhang mit der Ankündigung von US-Außenminister Mike Pompeo, dass er den ehemaligen amerikanischen Botschafter in Afghanistan, Zalmay Khalilzad, als Berater für den Friedensprozess eingesetzt habe.
Denn an Gesprächen über eine Beendigung des Terrors in Afghanistan würden die örtlichen IS-Ableger nicht teilnehmen, die sowohl von der vom Westen unterstützten Regierung in Kabul als auch von den Taliban als Feind angesehen werden.
mak/haz (rtre, afp)