Viele Tote bei Großfeuer in Bangladesch
5. Juni 2022Bei dem Unglück in einem Binnencontainerlager in der Stadt Sitakunda im Südosten von Bangladesch wurden außerdem mindestens 150 Menschen verletzt. Die Behörden befürchten, dass sowohl die Zahl der Verletzten als auch der Toten noch steigen könnte.
Das Depot befindet sich etwa 40 Kilometer nördlich der Hafenstadt Chittagong. Nach dem Feueralarm eilten Hunderte Einsatzkräfte zu dem Lager. Unter den Toten und Verletzten sind nach Angaben des Chefarztes der Großstadt Chittagong, Elias Chowdhury, neben zahlreichen Feuerwehrleuten und Polizisten auch Journalisten, die über den Brand berichtet hatten.
"Die Zahl der Todesopfer wird voraussichtlich noch steigen, da das Feuer noch immer nicht vollständig unter Kontrolle ist", sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, Hasan Shahriar, der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt immer noch einige Leichen in den vom Feuer betroffenen Orten", sagte ein freiwilliger Helfer zu Reportern. Chowdhury teilte weiter mit, eine ganze Reihe von Menschen würde wegen Verbrennungen behandelt, die zwischen 60 und 90 Prozent ihrer Körperoberfläche erfasst haben. In Sozialen Medien wurden viele Aufrufe zum Blutspenden verbreitet.
"Feuerbälle" am Himmel
Nach offiziellen Angaben löste das Feuer eine schwere Explosion in einem Container mit Chemikalien aus. Diese wiederum führte zu weiteren Detonationen in anderen Containern auf dem Gelände. Die erste Explosion war so stark, dass sie Wohnhäuser noch in mehreren Kilometern Entfernung vom Depot erschütterte, wie ein Augenzeuge berichtete. Der 60-jährige Mohammad Ali, der in der Nähe einen Lebensmittelladen betreibt, sagte, schwere Gegenstände seien teils hunderte Meter weit weg geschleudert worden. Am Himmel habe er "Feuerbälle" gesehen, die wie brennender Regen niedergingen. Andere Anwohner berichteten, dass die Explosion Fensterscheiben der umliegenden Gebäude zerspringen ließ.
Einige der Container im Depot hätten hochentzündliches Wasserstoffperoxid enthalten, sagte der Leiter der Feuerwehr, Brigadegeneral Main Uddin. Er berichtete, man habe das Feuer wegen der Existenz dieser Chemikalie zunächst nicht unter Kontrolle bringen können. Behördenchef Mominur Rahman teilte mit, es gebe "immer noch einige Brandherde". Der Brand habe sich auf rund drei Hektar Land innerhalb des Depots ausgebreitet. Dort lagerten demnach unter anderem Kleidungsstücke im Wert von mehreren Millionen Dollar, die an westliche Einzelhändler hätten geliefert werden sollen.
Der Chef des Containerlagers, Mujibur Rahman, erklärte, die Brandursache sei noch unklar. Nach seinen Angaben arbeiteten etwa 600 Menschen in dem Depot. In Bangladesch gibt es 19 privat betriebene Binnencontainer-Depots.
Sicherheitsmängel in der Industrie
Bangladesch ist in den vergangenen zehn Jahren zum weltweit zweitgrößten Exporteur von Kleidungsstücken aufgestiegen, aber die Infrastruktur und die institutionellen Vorkehrungen für den Arbeitsschutz gelten als unzureichend. Laxe Vorschriften und eine unzureichende Durchsetzung der Regeln in dem südasiatischen Land werden oft als Ursachen für Großbrände genannt, die in den letzten Jahren zu Hunderten von Todesfällen geführt haben. So kamen im Jahr 2020 drei Menschen bei der Explosion eines Öltanks in einem Container-Depot in Chittagongs Stadtteil Patenga ums Leben.
Im Juli 2021 starben 54 Menschen in einem Inferno in einer lebensmittelverarbeitenden Fabrik außerhalb der Hauptstadt Dhaka. Mindestens 70 Menschen kamen bei einem Feuer ums Leben, das im Jahr 2020 mehrere Gebäude in einem jahrhundertealten Viertel der Hauptstadt erfasste.
haz/qu/kle (afp, rtre, ape)