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Viele Bootsflüchtlinge vor Kap Verde vermisst

17. August 2023

Die Internationale Organisation für Migration rechnet mit mehr als 60 Toten vor der Inselgruppe der Kapverden. Nur 38 Bootsinsassen seien gerettet worden. Auch Italien präsentiert alarmierende Zahlen.

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Symbolbild Seenotrettung von Bootsflüchtlingen
Ein Rettungsring im Meer (Symbolbild)Bild: Alexander Stein/Joker/imago images

Das vor dem afrikanischen Inselstaat Kap Verde gekenterte Boot war offenbar am 10. Juli im senegalesischen Dorf Fass Boye mit 101 Menschen an Bord gestartet. Das erklärte das Außenministerium in Dakar unter Berufung auf Zeugenaussagen. Am Montag dieser Woche hatte ein spanisches Fischerboot die Flüchtlinge fast 280 Kilometer vor der Insel Sal gesichtet und die kapverdischen Behörden alarmiert.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte mit, 38 Bootsinsassen seien gerettet worden. Darunter seien auch Kinder im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren, erklärte IOM-Sprecherin Safa Msehli. Allerdings hätten Rettungsdienste bereits sieben Menschen nur noch tot bergen können, 56 gelten als vermisst. "Wenn Menschen nach einem Schiffbruch als vermisst gemeldet werden, gelten sie als tot", sagte Sprecherin Msehli.

Die Inselgruppe Kap Verde liegt rund 600 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Sie befindet sich auf der Migrationsroute zu den Kanarischen Inseln, die zu Spanien gehören.

Flüchtlingszahl in Italien mehr als verdoppelt

Auch Italien gilt als eines der Hauptziele für Migranten aus afrikanischen Ländern. Wie aus Zahlen des Innenministeriums in Rom hervorgeht, erreichten in diesem Jahr mehr als 100.000 Menschen auf Booten Italien. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt.

Migranten wagen trotz Unfällen die Mittelmeerüberfahrt
Immer wieder wagen Flüchtlinge mit kleinen Booten die Überfahrt von Afrika nach Italien (Archiv)Bild: Oliver Weiken/dpa/picture allianc

Bis Dienstag kamen demnach 100.938 Menschen mit Booten in Italien an - im Vergleichszeitraum 2022 waren es 48.295. Unter den Migranten befanden sich auch im laufenden Jahr sehr viele unbegleitete Minderjährige (10.290). Wegen des anhaltenden Sommerwetters sehen Experten es als möglich an, dass der Höchstwert von rund 181.000 aus dem Jahr 2016 übertroffen werden könnte.

Im laufenden Jahr sind Guinea, die Elfenbeinküste, Ägypten und Tunesien die Länder, aus denen die meisten Migranten eingetroffen sind. Etliche Menschen versuchen immer wieder mit oft seeuntauglichen Booten, aus Tunesien und Libyen Italien zu erreichen.

Tragödien und Ratlosigkeit

Bei den Überfahrten kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken. Laut Zahlen der Internationalen Organisation für Migration werden seit Beginn des Jahres 2096 Menschen im Mittelmeer vermisst, die vermutlich ertrunken sind.

In Italien wird seit geraumer Zeit über die hohen Migrationszahlen über die Mittelmeerroute diskutiert. Die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beschloss deswegen im April landesweit den Notstand. Auf europäischer Ebene setzt sich Italien dafür ein, mit nordafrikanischen Ländern Abkommen abzuschließen, um die Migrantenboote konsequent am Ablegen Richtung Europa zu hindern.

Tunesien Präsident Kais Saied und Giorgia Meloni
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei einem Besuch in Tunesien mit Präsident Kais Saied (16.07.2023)Bild: Tunisian Presidency/APA Images via ZUMA Press Wire/picture alliance

Gleichwohl zeigen die Maßnahmen der Regierung bislang kaum Wirkung. Die Zahl der Rückführungen ist zwar gegenüber 2022 gestiegen, wegen fehlender Vereinbarungen mit den Herkunftsländern aber mit 2500 Personen sehr gering. Das Erstaufnahmelager auf Lampedusa bleibt überfüllt. Mit einer Gesetzesänderung will Italiens Regierung Abschiebeverfahren weiter erleichtern, besonders mit Blick auf straffällig gewordene Migranten.

Dilemma für Italien - und für die Migranten

Derweil versucht das Innenministerium, die vielen neuen Migranten im Land umzuverteilen - angesichts überfüllter Aufnahmezentren mit durchgreifenden Maßnahmen. Nach einer Erfassung aller Plätze sollen die Provinzen Platz für Neuankömmlinge schaffen. Wo es den nicht gibt, sollen jene Migranten aus Erstaufnahmeeinrichtungen ausgewiesen werden, denen zwar Asyl gewährt wurde, die aber noch auf einen Aufenthaltstitel, eine alternative Unterkunft oder einen Arbeitsplatz warten.

Alternative Strukturen stehen nur mit langen Wartezeiten und für Migranten mit Aufenthaltstitel zur Verfügung. Bis zu einer Bewilligung dieses Titels können Monate vergehen.

mak/wa (kna, dpa)