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Viel Theaterdonner um Georgien

29. August 2008

Gern wird in diesen Tagen von Kaltem Krieg gesprochen. In der Tat sind sich der Westen und Russland lange nicht so frostig begegnet. Aber vieles von dem politischen Grollen ist Theater-Donner, findet Christopher Plass.

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Ein Vampir frisst Georgien auf - zu sehen auf einem Plakat in Tiflis.Bild: picture-alliance/ dpa

Das Ganze wirkt eher wie ein abgekartetes Spiel. Dass Südossetien und Abchasien sich mit russischer Unterstützung abspalten würden, das konnte Europa spätestens dann vorhersehen, als es selbst das neue unabhängige Kosovo anerkannte. Die Signale waren damals schon eindeutig.

Auch wenn jetzt viele empört das Völkerrecht zitieren, und das sogar zu Recht: In westlichen Köpfen ist längst abgehakt, dass Georgien sich von diesen Provinzen trennen muss, die ohnehin nicht mehr richtig dazugehörten. Was wollen EU und NATO auch tun? Etwa Truppen schicken? Dass dies keine Option ist, weiß man auch in Moskau. Dem Westen bleibt nichts anderes übrig, als anzuerkennen, dass Russland Fakten geschaffen hat und - wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Denn Europa kann an einer Isolierung Russlands kein Interesse haben. Nicht nur weil man in Energiefragen immer abhängiger wird. Auch wenn Präsident Dmitri Medwedew sich bislang nicht als fairer Partner erwiesen hat: Gerade jetzt muss die EU den Dialog wieder ankurbeln statt ihn abzukühlen. Daran müssen vor allem jene Interesse haben, die jetzt besonders für eine schärfere Gangart gegenüber Moskau trommeln. Denn für sie gilt: Je weniger Kontakte, desto weniger Sicherheit.

Bittere Erkenntnis

Eine bittere Erkenntnis für manchen, der sich verletzt fühlt. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy dürfte beispielsweise gekränkt sein, weil Moskau dem vermittlungswilligen EU-Chef manche Ohrfeige verpasst hat und an ihm vorbei handelte. Auch Kanzlerin Angela Merkel musste ihre Grenzen erkennen. Europa hat nur ein Ass im aktuellen politischen Spiel: seine Wirtschaftskraft. Geschäfte bleiben auch für Moskau interessant. Hier geht nichts ohne Offenheit und Dialog. Das wissen die Russen auch.

Was bleibt für Georgien? Der Westen wird beobachtende Präsenz zeigen, auch als Signal an Moskau, und Georgien wird wohl eine etwas konkretere NATO-Perspektive erhalten, nicht zuletzt auch als Beruhigungspille für den dortigen Präsidenten.