Vettel und Hamilton trennen Welten
19. Juli 2020Schon zwölf Runden vor Schluss hat Ungarn-Überflieger Lewis Hamilton mit der Überrundung die Demütigung von Sebastian Vettel perfekt gemacht. Nicht mal das beste Saisonresultat und ein kämpferischer Auftritt nach einem verpatzten Boxenstopp konnten beim Formel-1-Rennen in Budapest über die Unterlegenheit Vettels mit dem Ferrari gegen einen Hamilton in Rekordlaune hinwegtäuschen. Vettel schaffte es gerade mal auf Rang sechs, das Podium war in unerreichbarer Ferne. "Ich hätte gehofft, dass ein bisschen mehr drin ist. Ich glaube, im Moment ist es das, was für uns möglich ist", sagte der 33-Jährige ernüchtert.
Hamilton fuhr indes auf dem Hungaroring ein einsames Rennen inklusive schnellster Runde. Der 35 Jahre alte Brite egalisierte mit seinem achten Sieg in der Puszta nach den sieben Pole Positions auf dem Kurs auch die Bestmarke von Erfolgen auf einer Strecke von Michael Schumacher. Dem Rekordweltmeister waren einst acht Siege beim Großen Preis von Frankreich in Magny Cours gelungen. "Das ist wirklich eines meiner Lieblingrennen", betonte der überglückliche Hamilton: "An diesem Wochenende war alles auf den Punkt. So müssen wir jetzt weitermachen."
Ferrari mit Pleiten, Pech und Pannen
Vettels Teamkollege Charles Leclerc schaffte es nicht mal in die Punkte und enttäuschte als Elfter. Ferrari ist und bleibt ein Schatten früherer Tage. Dabei legte Vettel in Budapest einen Klasse-Start hin. Doch die Freude hielt nicht lange an, selbst wenn er diesmal die erste Runde anders als noch in Spielberg vor einer Woche schadlos überstand. Als hätte Vettel in seiner Abschiedssaison bei Ferrari nicht schon genug Pannen und Enttäuschungen mit Platz zehn beim Auftakt in Österreich und dem Aus nach einer Karambolage mit Leclerc in Runde eins beim zweiten Rennen in Spielberg erlebt, dauerte sein Boxenstopp eine gefühlte Ewigkeit.
Über neun Sekunden stand er mit seinem Ferrari - andere brauchen dafür gut zwei Sekunden. Die Folge: Vettel reihte sich nach den Reifenwechseln nur auf Rang neun ein und steckte dann auch noch hinter Leclerc zunächst fest, der auf den weicheren Reifen langsamer war und seinen deutschen Kollegen bremste. "Mein linker Vorderreifen ist tot", funkte er an die Box - kurz zuvor hatte er Vettel passieren lassen.
Mercedes mit Überflieger am Steuer
An der Spitze enteilte Ungarn-Spezialist Hamilton allen, fast glich es einer sonntäglichen Spazierfahrt mit über 700 PS. Wie überlegen der Pilot mit der Nummer 44 ist, zeigte sich in Runde 44 nochmal deutlich, als Hamilton Ferrari-Pilot Leclerc überrundete und später auch noch Vettel, der auf den letzten Kilometern auch noch von Alexander Albon überholt wurde.
Nach Platz vier zum Auftakt und dem Sieg vor einer Woche unterstrich Hamilton mit einer erneuten Machtdemonstration seine Ambitionen auf den siebten WM-Titel, mit dem er auch hier mit Schumacher gleichziehen würde. Und als hätten die Organisatoren es gewusst, steht nun in zwei Wochen in Silverstone das erste von zwei Heimrennen für Hamilton an.
Vettel mit ungewisser Zukunft
Vettel und Leclerc sind im nächsten Jahr voraussichtlich Konkurrenten in verschiedenen Farben, welche Vettel dann vertreten wird, blieb auch in Ungarn offen. Seinen Flirt mit Racing Point, das 2021 im Aston-Martin-Werksteam aufgehen wird, wollten weder er selbst noch RP-Teamchef Otmar Szafnauer bestätigen.
"Es ist gerade aufregend, es ergeben sich immer neue Möglichkeiten", sagte Vettel im Gespräch mit Sky: "Was es dann am Ende wird, weiß ich wirklich noch nicht, vielleicht bleibe ich in der Formel 1, vielleicht fahre ich in einer anderen Rennserie, vielleicht ziehe ich mich auch eine Weile zurück." Ende offen also. Mehr als Gerüchte und Spekulationen über die Zukunft des viermaligen Weltmeisters bleiben zur Stunde nicht.