Verzweifelte Flucht übers Meer
Vor den Küsten Malaysias und Indonesiens sind seit dem Wochenende rund 2000 Bootsflüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch aus dem Meer gerettet worden. Jährlich versuchen Zehntausende Rohingya, über das Meer zu fliehen.
Gestrandet in Aceh
Diese Jungen haben zumindest überlebt. Mit kaum mehr als den wenigen Kleidern am Leib wurden sie von indonesischen Fischern vor der Küste Acehs gerettet. Ihrem kaum seetauglichen Holzboot war das Benzin ausgegangen. Tagelang waren sie ohne Nahrung übers Meer getrieben. Jetzt haben sie zusammen mit rund 600 anderen Flüchtlingen in einer Turnhalle eine notdürftige Unterkunft gefunden.
Erschöpfte Flüchtlinge
Dicht gedrängt und völlig erschöpft von den Strapazen ruhen die Flüchtlinge sich aus. Viele sind krank und unterernährt. Laut den Vereinten Nationen gehören die Rohingya zu den meistverfolgten Volksgruppen der Welt. Vor allem im buddhistischen Myanmar sind die Rohingya nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Dort werden sie diskriminiert und unterdrückt.
Ohne Heimat
In Myanmar gelten sie als "illegale Einwanderer" aus Bangladesch, doch auch dort haben die Rohingya mit vielen Diskriminierungen zu kämpfen. Etwa wenn sie versuchen, die Staatsangehörigkeit zu bekommen. Daher sehen viele in der Flucht ihre einzige Chance. Ziel sind andere muslimische Regionen Südostasiens – vor allem Indonesien oder Malaysia.
Das Mittelmeer Asiens
Seit 2012 sind allein aus Myanmar rund 100.000 Rohingya geflohen. Organisierte Schlepperbanden wittern im Leid der Flüchtlinge das große Geschäft. Sie lassen sich die Überfahrt in völlig überfüllten Booten gut bezahlen. Immer wieder kentern Flüchtlingsboote beim Versuch, die rund 1.000 Seemeilen durch den Golf von Bengalen zu überbrücken. Wie viele Menschen dabei ums Leben kamen, ist unbekannt.
Moderner Sklavenhandel
Mehr als 8.000 Rohingya-Flüchtlinge sind der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zufolge 2014 von skrupellosen Menschenhändlern aus Bangladesch verschleppt worden, um als Sklaven auf Plantagen oder in der Fischindustrie im Süden Thailands eingesetzt zu werden. Andere sollen in Lagern festgehalten und gefoltert worden sein, um Lösegeld von ihren Familienangehörigen zu erpressen.
Bloß nicht Thailand!
Mittlerweile wollen viele Rohingya-Flüchtlinge gar nicht mehr freiwillig nach Thailand gebracht werden, so die GfbV. Denn sie wüssten inzwischen, dass ihnen in den dortigen illegalen Camps unmenschliche Lebensbedingungen und eine Abschiebung nach Myanmar drohen. Viele der heute in Thailand lebenden Flüchtlinge, so die Menschenrechtsorganisation, wurden gegen ihren Willen aus Bangladesch entführt.
Endstation Dschungel
Einschüchterung, Gewalt, Folter und Vergewaltigungen seien in diesen Camps an der Tagesordnung. Oft lauert hier auch der Tod. Erst vor kurzem wurden im Dschungel Südthailands Gräber mit mehr als 30 Leichen entdeckt – offenbar Rohingya. Thailand kündigte daraufhin an, künftig entschlossener gegen Schleuserbanden vorzugehen. Doch oft sind korrupte lokale Beamte auch in den Menschenhandel verwickelt.
Sicherer Hafen gesucht
Insgesamt schätzt das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), dass alleine in den ersten drei Monaten des Jahres 2015 rund 25.000 Rohingya versucht haben, sich als Bootsflüchtlinge nach Malaysia oder Indonesien durchzuschlagen. "Ein ganzes Volk glaubt, dass sein einziges Heil darin liegt, übers Meer zu fliehen", so Matthew Smith von der Menschenrechtsorganisation "Fortify Rights" gegenüber der DW.
Verraten und verkauft
Indonesischen Behörden zufolge wurden diese Rohingya einfach sich selbst überlassen. Bevor sie die Boote verließen, hätten die Schleuser ihnen zugerufen: "Da ist die Küste, schwimmt rüber!", berichtete eine indonesische Katastrophenhelferin der Nachrichtenagentur AFP. Bis zu 6000 weitere Flüchtlinge sollen sich Menschenrechtsaktivisten zufolge noch immer in Booten auf dem offenen Meer befinden.
Notstand in Aceh
Die lokalen indonesischen Behörden waren auf einen derart großen Ansturm nicht vorbereitet. In hastig bereitgestellten Notunterkünften stellten sie Schlafplätze, Nahrung und Trinkwasser zur Verfügung. Viele der Flüchtlinge waren jedoch so dehydriert, dass sie Infusionen benötigten und in örtliche Krankenhäuser verlegt werden mussten.
Lokale Spenden
In Aceh trafen die Flüchtlinge auf eine Welle der Hilfsbereitschaft. Viele Bewohner der Stadt Lhoksukon, in der diese Sporthalle zur Notunterkunft umfunktioniert wurde, spendeten Nahrung, Wasser und Kleidungsmittel. Doch die Halle ist heiß, stickig und völlig überbelegt. Jetzt suchen die Behörden fieberhaft nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten.
Ungewisse Zukunft
Doch die in Malaysia und Indonesien gestrandeten Rohingya blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Ob sie dauerhaft in diesen Ländern bleiben können, ist völlig ungewiss. Jetzt soll sich eine Delegation der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zunächst einen Überblick verschaffen, um dann weitere Schritte zur Bewältigung der Flüchtlingskrise einzuleiten.