Verwirrung um Kerem Demirbay
17. Mai 2017Bekommt das ohnehin schon angeschlagene Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei ein weiteres Problem? In Frankfurt hatte Bundestrainer Joachim Löw am Mittag den Kader für den Confed Cup vorgestellt. Unter den 23 Nominierten fand sich erstmals auch der Name Kerem Demirbay. Der Mittelfeldspieler der TSG Hoffenheim war insofern eine Überraschung, als er kurz vor der Bekanntgabe des DFB-Kaders für Russland auch für die anstehenden beiden Länderspiele der türkischen Nationalelf nominiert worden war.
Demirbay hatte den Türken vor zwei Tagen offenbar schon schriftlich zugesagt. Nun nennt er in türkischen Medien die Berufung durch Löw eine "großen Ehre. Ich konnte es nicht glauben, als das Telefon klingelte. In letzter Minute entschied ich mich für die deutsche Nationalmannschaft. Ich bin sehr stolz auf die Berufung." Auf Twitter kursiert dagegen die von ihm unterschriebene und im letzten Moment zurückgezogene Zusage für den türkischen Verband. "Meine Familie kommt aus der Türkei, und ich fühle mich türkisch", steht in dem Schreiben, das Demirbays Unterschrift trägt. "Deshalb will ich statt für die deutsche künftig für die türkische Nationalmannschaft spielen. Ich verstehe die Konsequenzen dieses Wechsels und weiß, dass er endgültig ist."
Zu dem vom türkischen Verband TTF veröffentlichten Schreiben an den Weltverband FIFA sagte sein Demirbays Berater Tobias Sander der Deutschen Presse-Agentur: "Dieses Schreiben diente ausschließlich zum Zwecke der Prüfung, ob es überhaupt eine rechtliche Möglichkeit gibt, für die Türkei zu spielen, da eine doppelte Staatsbürgerschaft nicht möglich ist." Diese Prüfung habe der türkische Verband übernehmen wollen.
Nach der Nominierung Demirbays durch Bundestrainer Joachim Löw ließ der türkische Verband auf seiner Homepage wissen, man respektiere die Entscheidung des Spielers und wünsche ihm viel Erfolg für seine Karriere.
Demirbay wurde in Deutschland geboren. Er wuchs in Gelsenkirchen auf und besitzt nur einen deutschen Pass. Er absolvierte zwar einige Jugend-Länderspiele für die Türkei, da er aber bislang nie in der von Fatih Terim trainierten A-Mannschaft der Türken spielte, kann er - zumindest, was die sportlichen Statuten angeht - problemlos für das DFB-Team auflaufen. Ob der kurzfristige Sinneswandel des 23-Jährigen auch diplomatische Konsequenzen hat, muss sich dagegen erst noch zeigen.