Verteidigung im Cyberspace
31. März 2017Für Hacker und ausländische Geheimdienste ist die Bundeswehr ein Hochwertziel - nicht nur wegen der militärischen Geheimnisse, sondern auch wegen der IT-gestützten Waffensysteme. Sollten Hacker diese unter ihre Kontrolle bringen, könnte das fatale Folgen haben.
Allein in den ersten neun Wochen des Jahres wurden die Netzwerke der Bundeswehr 284.000 Mal angegriffen. Auch gezielt im Netz gestreute Desinformationen haben die Bundeswehr schon getroffen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht daher in Angriffen aus dem Cyber- und Informationsraum "eine wachsende Gefahr für unsere Sicherheit".
13.500 Dienstposten
Abwehren soll solche Cyberattacken künftig das "Kommando Cyber- und Informationsraum" (CIR), das zum 1. April aufgestellt wird. Das Kommando wird dadurch aufgewertet, dass es ein eigenständiger Organisationsbereich der Bundeswehr ist - in einer Reihe mit Heer, Marine, Luftwaffe, Sanitätsdienst und der Streitkräftebasis. Auch wenn Länder wie die USA längst Cyberkommandos eingerichtet haben, sieht sich die Bundeswehr mit diesem Schritt "international mit an der Spitze".
Unter dem Dach des Cyber-Kommandos werden alle Soldaten und zivilen Mitarbeiter vereint, die sich jetzt schon an verschiedenen Standorten mit der Cyberabwehr befassen - das sind 13.500. Zusätzlich sucht die Bundeswehr händeringend IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. In aufwendigen Werbekampagnen präsentiert sich die Armee als attraktiver und moderner IT-Arbeitgeber - bisher nicht unbedingt ein Markenzeichen der Bundeswehr.
Kann die Bundeswehr Schritt halten?
In der Vergangenheit kollidierten die schnellen Innovationszyklen bei Hard- und Software außerdem mit den langwierigen Beschaffungsprozessen bei der Bundeswehr. In diesem Punkt, da sind sich IT-Fachleute einig, muss die Bundeswehr künftig deutlich flexibler werden. Für den ersten Inspekteur der Cyber-Einheit, den Luftwaffen-General Ludwig Leinhos, wird es also um das gehen, was in der IT-Branche "Agilität" genannt wird - die schnelle Anpassung an Veränderungen.
Die Materie selbst kennt Leinhos gut: Er ist Spezialist für elektronische Kriegsführung und war im NATO-Hauptquartier in Brüssel bis Anfang 2016 verantwortlich für die "Cyber Defence". Die ist allerdings immer nur so gut wie das Personal. Hier setzt die Bundeswehr auf Seiteneinsteiger und auf Studiengänge an der Bundeswehr-Universität in München, in der ein "Cyber-Cluster" gegründet wurde. Auch mit Start Up-Unternehmen aus der IT-Branche will die Armee kooperieren und hat dazu einen "Cyber Innovation Hub" auf den Weg gebracht. Dort können junge IT-Unternehmen aus Berlin mit dem Auftraggeber Bundeswehr in Kontakt kommen.
Am 5. April stellt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen das Kommando mit einem feierlichen Appell in Bonn auf - zunächst mit 260 Mitarbeitern, die auf die Fertigstellung ihres neuen Dienstgebäudes noch warten müssen. Erst 2021 soll der Aufbau abgeschlossen und die Bundeswehr für die Verteidigung im Cyberraum voll und ganz gerüstet sein.