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Versprochen ist noch nicht bezahlt

11. Januar 2005

Die Versprechen sind groß - aber werden sie auch eingehalten? Gut zwei Wochen nach der Flutkatastrophe verlangt die UNO konkrete Zusagen und Fristen für die Spenden. Eine zweite Geberkonferenz soll die Details klären.

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"Wir müssen nun nach vorne schauen", fordert UN-Generalsekretär Kofi AnnanBild: AP

Einen Tag bevor die Staaten des Pariser Clubs über ein Schuldenmoratorium für die von der Flut betroffenen Länder beraten, treffen sich am Dienstag (11.1.2005) 250 Vertreter von Regierungen und Hilfsorganisationen in Genf zu einer Geberkonferenz der Vereinten Nationen (UN). Leiten wird die Konferenz Jan Egeland, Koordinator des UN-Amts für humanitäre Hilfe (OCHA).

UN-Generalsekretär Kofi Annan hofft, dass die auf der Konferenz vertretenen Länder zusammen eine weitere Milliarde Dollar aufbringen. Er mahnte an, dass die Welt neben der Trauer um die Opfer der Katastrophe nun daran denken sollte, den Überlebenden zu helfen. "Wir müssen nun nach vorne schauen", sagte er. Die Versorgung von Not leidenden Kindern habe oberste Priorität in den Programmen der UN, fügte er hinzu. Annan war die vergangenen Tage in der Krisenregion unterwegs, um sich ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung zu machen.

Hohe Hilfssummen zugesagt - erst ein Teil überwiesen

Seebeben Indonesien Hilfe für Banda Aceh
Die versprochenen Spenden werden in den Krisengebieten dringend gebrauchtBild: AP

Unterdessen wächst die Höhe der von den Regierungen zugesagten Hilfe ständig an. Mitarbeiter der UN drängen nun darauf, dass die großzügigen Zusagen auch eingehalten werden. Bislang ist erst ein Teil der Gelder tatsächlich überwiesen worden. Um schnell und wirksam arbeiten zu können, brauchen die UN die zugesagte Soforthilfe möglichst bis Ende des Monats.

Erfahrungen aus früheren Katastrophen haben gezeigt, dass Gelder nicht immer in der zunächst angegebenen Höhe eintreffen. So erhielt die UN bis heute gerade mal die Hälfte der geforderten 33 Millionen Dollar Aufbauhilfe für die iranische Stadt Bam, die 2003 von einem schweren Erdbeben erschüttert worden war.

US-Außenminister Colin Powell schätzte am vergangenen Wochenende die zugesagte Summe auf über sechs Milliarden Dollar. 2,69 Milliarden Dollar seien für Sofortmaßnahmen versprochen worden, ergänzte das UN-Amt für die Koordination humanitärer Hilfe in Genf.

Ungebrochene Spendenbereitschaft für Flutopfer

Sowohl die Spendenbereitschaft der Zivilbevölkerung als auch der Regierungen scheint ungebrochen. In Europa spendeten die Menschen bis zum Wochenende eine Milliarde Dollar, die Regierungen versprachen 1,5 Milliarden Dollar. Selbst die in die Kritik geratenen Golfstaaten stockten ihre Hilfe auf. Kuwait verzehnfachte seine Hilfsgelder auf 100 Millionen Dollar und kündigte an, die Schuldenrückzahlungen für die betroffenen Länder einzufrieren. Saudi Arabien versprach Unterstützung in Höhe von 30 Millionen Dollar und sammelte in einem Spendenmarathon 82 Millionen.

Der Präsident der Weltbank, James Wolfensohn, sagte, er könnte die Hilfe für die verwüsteten Regionen von 250 Millionen Dollar auf eine Milliarde aufstocken, falls notwendig.

"Vergessene Krisen" nicht vergessen

Flüchtlinge in Sudan
Auf Hilfe angewiesen: Flüchtlinge im SudanBild: AP

Neben der Unterstützung für die Opfer des Seebebens sollte jedoch die Unterstützung der wegen der Flutkatastrophe "vergessenen Krisen" nicht zu kurz kommen, erklärte die Sprecherin des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) Elisabeth Byrs. Daher wird sich OCHA-Chefkoordinator Jan Egeland einige Stunden vor der Konferenz mit den Vertretern der Geberstaaten treffen.

Auf dieser kleineren Konferenz wird es einen Spendenaufruf über 1,7 Milliarden Dollar geben. 26 Millionen Menschen sind in diesem Jahr auf die UN-Hilfe angewiesen. Dazu kommen 1,5 Milliarden Dollar für den Sudan, wo wegen des Bürgerkriegs 1,6 Millionen Menschen aus ihren Häusern fliehen mussten und von Seuchen und Hunger bedroht sind.

Hilfsorganisationen befürchten Spendeneinbruch

Hilfsorganisationen begrüßen die große Spendenbereitschaft, befürchten jedoch, dass die Mittel für andere zentrale Konflikte deswegen gekürzt werden könnten. "In den letzten Jahrzehnten mussten wir immer wieder erfahren, dass große Katastrophen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Regierung von existierenden Konflikten ablenken - und damit auch die Gelder", sagte Susan Johnson, Operationsdirektorin der Internationalen Föderation des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds. (mr)