UN warnen vor Völkermord
17. Januar 2014Böse Erinnerungen werden wach: Die Verhältnisse in dem Land im Herzen Afrikas enthielten "alle Elemente" von Gewalt, wie sie früher in Ruanda oder Bosnien ausgeübt worden sei, analysierte der UN-Beauftragte für humanitäre Einsätze (OCHA), John Ging, in Genf. Kurz: Der Zentralafrikanischen Republik droht ein "Völkermord". Ging forderte ein breites internationales Engagement mit militärischen und humanitären Komponenten, um das Land zu stabilisieren.
Staat zerfallen
"Ständig werden Gräueltaten verübt", sagte der UN-Chefkoordinator nach einem fünftägigen Aufenthalt in Zentralafrika. Die einzelnen Volksgruppen hätten "Angst vor den anderen". Die staatliche Ordnung sei vollständig "zusammengebrochen". Noch habe das Blutvergießen nicht das Ausmaß eines innerreligiösen Konflikts angenommen, es habe aber "das Potenzial dazu".
Das Land versinkt seit einem Putsch muslimischer Seleka-Rebellen im Chaos. Mord und Vertreibung durch die Aufständischen haben zu Vergeltungsaktionen christlicher Milizen geführt. Französische Diplomaten räumten ein, die Tiefe des Konflikts zwischen Muslimen und Christen und die Spaltung der Gesellschaft unterschätzt zu haben
Auch nach dem Rücktritt von Präsident Michel Djotodia, einem Moslem, am Freitag vergangener Woche ist die Zentralafrikanische Republik nicht zur Ruhe gekommen. Am Montag sollen die Mitglieder des Nationalen Übergangsrats (CNT), der als vorläufiges Parlament dient, einen neuen Interimspräsidenten wählen.
Rache bis hin zur Lynchjustiz
In der Nacht zum Donnerstag wurden in der Hauptstadt Bangui bei mehreren Zwischenfällen mindestens sieben Menschen getötet. Reporter der Nachrichtenagentur AFP zählten in einer Moschee im Stadtviertel Begoua drei Leichen, das Rote Kreuz teilte mit, es habe vier Leichen geborgen. Dabei handelte es sich demnach um männliche Christen, die erstochen wurden.
Auch Christen unter Waffen begehen Gewaltakte. So wurden Moslems von einem entfesseltem Mob massakriert. Auf beiden Seiten gibt es Lynchjustiz und bestialische Hinrichtungen, Plünderungen und maßlose Zerstörung.
Ruanda entsandte am Donnerstag ein Kontingent von 850 Soldaten nach Zentralafrika, um den afrikanischen Truppeneinsatz zu unterstützen. Neben den Soldaten der afrikanischen Truppe namens MISCA, zu der auch Kontingente aus Burundi, Kamerun, dem Kongo, der Demokratischen Republik Kongo, Gabun, Tschad und Äquatorial-Guinea gehören, gibt es eine französische Eingreiftruppe mit 1600 Soldaten.
SC/re (afpf, rtre, ARD, epd)