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Politik

Verbindung zwischen NSU und Peggy?

14. Oktober 2016

Die Entdeckung der DNA des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Peggy in Thüringen lässt neue Rückschlüsse zu. Sein Name taucht auch im Zusammenhang mit einem anderen Missbrauchsfall auf.

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Deutschland Leichenfund Fall Peggy
Bild: picture-alliance/dpa/D. Ebenerm

"Viele der offenen Fragen betreffen den "Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel vor Journalisten in Bayreuth mit. Es gebe eine Vielzahl von Aufgaben, die jetzt sortiert und dann abgearbeitet werden müssten, fügte er hinzu. Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass am Fundort der Skelettteile der 2001 verschollenen Peggy aus Oberfranken Genmaterial von Böhnhardt entdeckt worden war. Dieses befand sich an einem winzigen Stück Stoff.

DNA-Spur verunreinigt?

Ob es einen direkten Zusammenhang zu dem damals neunjährigen Mädchen gibt, dessen sterbliche Überreste erst vor drei Monaten in einem Waldstück in Thüringen - 15 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt - entdeckt wurden, ist zunächst weiter unklar. Geprüft werden müsse unter anderem, ob eine Verunreinigung zu dem DNA-Treffer geführt haben könnte, sagte Potzel. Dazu müsse auch geklärt werden, in welchen Räumen die Leiche Böhnhardts, die Skelettteile von Peggy und die Fundstücke im Fall des Mädchens untersucht worden waren. Weitere Details nannte der Oberstaatsanwalt nicht. Er rechnet nach eigenen Angaben auch nicht damit, dass die Ermittlungsbehörden an diesem Freitag noch neue Ergebnisse präsentieren können.

Eindeutig ist für die Ermittler, dass der Fundort der Skelettteile nicht der Tatort war. Die Knochen seien Peggy im Alter von neun Jahren zuzuordnen, stellte Potzel klar. Offen blieb auch, wie lange die Skelettteile in dem Waldstück lagen.

Deutschland Leichenfund Fall Peggy
Die Polizei sucht am Waldstück in Thüringen nach weiteren relevanten Spuren Bild: picture-alliance/dpa/B. Schackow

Böhnhardt in früheren Missbrauchsfall verwickelt?

Die "Passauer Neue Presse" zitierte Sicherheitsmitarbeiter mit den Worten, ein Zusammenhang mit dem Rechtsextremisten Böhnhardt würde "zu bislang unsubstantiierten (unbegründeten) Hinweisen früherer Jahre eventuell passen". Böhnhardt war bereits 1993 in die Ermittlungen in einem bis heute ungeklärten Mordfall verwickelt, wenn auch offiziell als Zeuge. Damals war der neunjährige Bernd Beckmann in Jena verschwunden und zwölf Tage später tot aufgefunden worden. Seine Leiche war stark verwest, es gab Hinweise auf einen Missbrauch.

Kinderpornografie auf Zschäpe-Computer

Ungeklärt ist bis heute auch, woher das kinderpornografische Material stammt, das 2011 auf einem PC sichergestellt wurde, der der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate Zschäpe gehört haben soll. Diese muss sich seit Mai 2013 vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten. Den Computer könnte auch Böhnhardt benutzt haben. Dritter im NSU-Trio war Uwe Mundlos, der 2011 nach bisherigem Ermittlungsstand in Eisenach erst Böhnhardt und dann sich selbst tötete.

Im NSU-Verfahren in München haben Anwälte von Angehörigen der NSU-Opfer und Mitglieder der Untersuchungsausschüsse in Landtagen und im Bundestag nun neue Fragen aufgeworfen. So geht es darum, was Zschäpe zum Fall Peggy sagen könnte und ob es Zusammenhänge mit Kindesmissbrauchsvorwürfen gibt. Es tauchte auch die Frage auf, ob jetzt alle ungeklärten Fälle, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode kamen, mit der DNA der mutmaßlichen NSU-Terroristen abgeglichen werden. Dem NSU wird zur Last gelegt, neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin ermordet zu haben.

se/kle (dpa, afp)