Venezuelas Nachbarländer fordern Hilfe
5. September 2018Nach einem zweitägigen Treffen in Ecuador forderten elf lateinamerikanische Länder in einer Erklärung, einen "Hilfsmechanismus" zu schaffen, um die Krise "abzumildern" und die "Ursachen" der Massenflucht aus Venezuela zu bekämpfen. Sie appellierten zudem an Venezuela, humanitäre Hilfe zu akzeptieren und den Ausreisewilligen gültige Personalausweise oder Reisepässe auszustellen.
Venezuela wies die Forderungen umgehend zurück. Der Vorsitzende der von Präsident Nicolás Maduro zur Entmachtung des Parlaments eingesetzten verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, nannte das Regionaltreffen eine "Schande". Den beteiligten Ländern gehe es nur darum, "um Geld zu bitten".
Millionen auf der Flucht
An dem Treffen nahmen Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Chile, Ecuador, Mexiko, Panama, Paraguay, Peru, die Dominikanische Republik und Uruguay teil. Bolivien, das mit Venezuela verbündet ist, hat die Abschlusserklärung nicht unterzeichnet. Die Dominikanische Republik konnte aus formalen Gründen zunächst nicht unterschreiben.
Nach UN-Angaben sind bereits 2,3 Millionen Venezolaner wegen der schweren wirtschaftlichen und politischen Krise in ihrem Heimatland ins Ausland geflohen, allein 1,6 Millionen in den vergangenen drei Jahren. Die venezolanische Opposition geht sogar von bis zu vier Millionen Flüchtlingen aus - das wären über zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Allein das Nachbarland Kolumbien gewährte mehr als 800.000 von ihnen einen befristeten Aufenthalt. In Peru leben inzwischen mehr als 400.000 venezolanische Flüchtlinge. Das Land verschärfte zuletzt die Einreisebestimmungen und führte eine Passpflicht für Venezolaner ein. Brasilien hat das Militär an seine Grenze entsandt.
Maduro: Welche Flüchtlingskrise?
Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Das Land steht kurz vor dem Bankrott, in den Supermärkten gibt es kaum noch Lebensmittel oder Dinge des täglichen Bedarfs, Strom und Wasser sind knapp. Die Opposition wirft Maduro vor, für die Krise verantwortlich zu sein und die Demokratie in Venezuela auszuhebeln.
Die venezolanische Regierung bestreitet, dass es ein Flüchtlingsproblem gibt und wirft den Vereinten Nationen vor, die Flucht aus Venezuela übertrieben darzustellen. Am Montag sagte Maduro, in den vergangenen zwei Jahren hätten lediglich 600.000 Menschen das Land verlassen.
rk/ww (epd, dpa, afp)