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Vatikanbank wird durchsichtiger

1. Oktober 2013

Zum ersten Mal veröffentlichte die Vatikanbank ihre Bilanz - und diese kann sich sehen lassen: Das skandalträchtige Institut vervierfachte seinen Gewinn im vergangenen Jahr. Die Kundenzahl hat sich aber verringert.

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Hauptquartier der Vatikanbank bei Nacht (foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Premiere bei der von Skandalen geplagten Vatikanbank (IOR): Erstmals in seiner Geschichte hat das Institut seine Bilanz veröffentlicht. Im vergangenen Jahr vervierfachte das Geldhaus seinen Gewinn auf 86,6 Millionen Euro (Vorjahr: 20,3 Millionen Euro), wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Die enorme Steigerung zum Vorjahr hänge mit der Entwicklung bei Staatsanleihen zusammen, in die das IOR hauptsächlich investiert. Von dem Gewinn im Jahr 2012 flossen 54,7 Millionen Euro in den Haushalt des Vatikans. Die Vatikanbank verwaltet ein Vermögen von 6,3 Milliarden Euro, das im Vergleich zum Vorjahr etwa gleichgeblieben ist.

Die Kundenzahl hat sich derweil um einige tausend auf rund 18.900 verringert, da inaktive Konten geschlossen wurden. Als Teil der neuen Transparenzoffensive werden seit Mai alle Kunden überprüft. Italienischen Medienberichten zufolge soll das Geldhaus wegen des Verdachts auf Geldwäsche die Konten von vier Botschaften geschlossen haben. Bei den Konten der Vertretungen der Länder Syrien, Iran, Irak und Indonesien seien hohe Bargeld-Summen abgehoben worden, berichtete die italienische Zeitung "Corriere della Sera". Das IOR wollte dies nicht kommentieren.

Radikaler Wandel

Mit der Veröffentlichung unserer Bilanz kommen wir unserer Verpflichtung nach, Transparenz über unsere Aktivitäten herzustellen", sagte Bankchef Ernst von Freyberg, dessen Ziel es ist, das Istituto per le Opere di Religione - IOR (Institut für die religiösen Werke) aus den Schlagzeilen zu bringen. "Wir gehen unseren Weg weiter", sagte er Radio Vatikan. Mit der Veröffentlichung der Bilanz will der 54-Jährige "Verschwörungstheorien aus der Welt" schaffen.

Freyberg steht seit März 2013 an der Spitze der Vatikanbank und hat einen radikalen Kurs gegen Korruption, Skandale und Geldwäsche eingeschlagen, um den Ruf des Instituts zu verbessern. Zudem hatte Papst Franziskus im Juni eine Kommission ins Leben gerufen, die die Geschäfte des Instituts beobachten und bewerten soll.

Schon personelle Konsequenzen

Die Bank ist seit langem wegen ihrer Intransparenz und zahlreicher Intrigen in der Kritik. Im Juni setzte Papst Franziskus im Zuge einer allgemeinen Reform des Vatikans eine Kommission ein, die das Verhalten der Bank untersuchen und Vorschläge für Reformen vorlegen soll. Unmittelbarer Anlass waren Ermittlungen der italienischen Behörden wegen des Verdachts der Geldwäsche. Ihr Generaldirektor Paolo Cipriani und sein Stellvertreter Massimo Tulli, die persönlich im Visier der Justiz standen, mussten Anfang Juli von ihren Posten zurücktreten.

rbr/sc (dpa, rtr, kna)