Varoufakis contra EZB und Schäuble
12. März 2015Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat erneut gegen die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) im Schuldenstreit gewettert. "Aus meiner Sicht verfolgt die EZB eine Politik gegenüber unserer Regierung, die ihr die Luft zum Atmen nimmt", sagte Varoufakis dem griechischen Fernsehsender Mega. Auf diese Weise sollten zudem die anderen Staaten der Euro-Zone und der Internationale Währungsfonds (IWF) gezwungen werden, eine Übereinkunft mit Griechenland zu erzielen. Die griechischen Banken sind auf die Unterstützung der in Frankfurt am Main ansässigen Notenbank angewiesen - zuletzt hatte EZB-Präsident Mario Draghi aber betont, dass diese Hilfen nicht immer weiter ausgeweitet werden könnten.
"Wir sprechen immer sehr zivilisiert und konstruktiv"
Varoufakis äußerte sich auch zu seinem Verhältnis mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. "Wir sprechen immer sehr zivilisiert und konstruktiv", sagte der Athener Politiker. Zugleich betonte er: "Bei einem Treffen, das ich mit Herrn Schäuble hatte, sagte er mir, ich hätte das Vertrauen der deutschen Regierung verloren. Und ich sagte ihm: Ich hatte es nie, ich bin Mitglied einer Regierung der radikalen Linken." Er halte es für offensichtlich, dass er nicht das Vertrauen der Bundesregierung besitze. "Aber ich habe das Vertrauen des griechischen Volkes." Er bemühe sich aber auch, in Deutschland Vertrauen zu gewinnen.
Vertreter der Institutionen verharren in Athener Hotel
Vertreter der EZB, der EU-Kommission und des IWF haben sich auf eine Wiederaufnahme der Reformgespräche mit der Regierung in Athen verständigt. Diese muss bis Ende April darlegen, welche alternativen Reformvorschläge sie der Euro-Zone macht. Varoufakis bestätigte, dass von diesem Donnerstag an in Athen Beamte der sogenannten Institutionen - der ehemaligen Troika - die Umsetzung der Sparauflagen überprüfen. Sie würden sich jedoch in einem Hotel aufhalten, und man werde ihnen die verlangten Unterlagen dorthin bringen. Die Kontrolleure sind bei der griechischen Bevölkerung extrem unbeliebt und waren in der Vergangenheit auch Anfeindungen ausgesetzt.
Griechenland steht unter Druck, weil das Land seine Schulden weiter bedienen muss. Noch im März muss ein Kredit über 1,5 Milliarden Euro an den IWF zurückgezahlt werden, im Sommer werden 6,7 Milliarden Euro an die EZB fällig.
sti/cr (dpa, rtr)