Havel-Preis für saudische Frauenrechtlerin
19. April 2021Ludschain al-Hathlul wurde für ihren Einsatz für Menschenrechte geehrt. Die Schwester der 31-jährigen Preisträgerin, Lina al-Hathlul, bedankte sich bei der virtuellen Verleihung des Vaclav-Havel-Preises des Europarats für die Auszeichnung und den Beistand für Ludschain al-Hathlul. "Internationale Unterstützung ist der einzige Weg, über den wir die Ungerechtigkeiten in meinem Land offenbaren und die Opfer schützen können", sagte Lina al-Hathlul. Die Preisträgerin selbst werde zum Schweigen gebracht und könne deshalb auch nicht an der Online-Veranstaltung teilnehmen.
Frei nach 1001 Tagen Haft
Ludschain Al-Hathlul ist eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen Saudi-Arabiens. Sie wurde wegen ihres Engagements für ein Ende des Fahrverbots für Frauen im Mai 2018 festgenommen. Wenig später wurde das seit Jahrzehnten geltende Fahrverbot aufgehoben.
Ende Dezember 2020 wurde Al-Hathlul auf der Grundlage eines Anti-Terror-Gesetzes zu fünf Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Da sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft gesessen hatte, wurde sie im Februar freigelassen. Sie steht weiter unter Bewährung und darf das Land fünf Jahre lang nicht verlassen. Nach Angaben ihrer Familie soll sie in der Haft gefoltert worden sein. Die Regierung in Riad bestreitet dies.
Mit dem Vaclav-Havel-Preis zeichnet die Parlamentarische Versammlung des Europarats seit 2013 Engagement für die Menschenrechte aus. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und nach dem verstorbenen Bürgerrechtler und früheren Präsidenten der Tschechischen Republik benannt. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Preis für das Jahr 2020 nun online vergeben. Normalerweise findet die Verleihung im Rahmen der Tagung der Parlamentarischen Versammlung im Herbst in Straßburg statt. Der Europarat wacht über die Menschenrechte in seinen Mitgliedsländern. Er ist kein Organ der Europäischen Union.
US-Präsident Joe Biden nannte Al-Hathlul eine starke Kämpferin für Frauenrechte. Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International versucht die Führung in Riad die Aktivistin mit der Bewährungsstrafe zum Schweigen zu drängen.
qu/kle (dpa, afp)