Utah: Erschießen statt Spritzen
11. März 2015In Utah rückt die Wiedereinführung von Erschießungskommandos für Todeskandidaten in Gefängnissen näher. Der Senat des US-Bundesstaates votierte mit 18 zu 10 Stimmen für die Wiedereinführung dieser Hinrichtungsmethode, sollten keine Chemikalien für die Giftspritze vorhanden sein. Um Gesetz zu werden, muss die Vorlage noch von Utahs Gouverneur Gary Herbert unterzeichnet werden. Als Grund für die Regelung führte Herbert nach Medienberichten an, dass es zunehmend schwierig sei, die entsprechenden Substanzen für Giftspritzen zu erhalten.
Erschießungen zuletzt 1996
Der US-Bundesstaat hatte 2004 die Erschießungskommandos abgeschafft. Zuletzt war 1996 in Utah der verurteilte Kindermörder John Albert Taylor auf diese Weise hingerichtet worden. Von den 32 US-Staaten, in denen die Todesstrafe zulässig ist, arbeitet derzeit lediglich Oklahoma mit Erschießungskommandos.
Erst Anfang des Monats hatte Georgia die Vollstreckung einer Todesstrafe per Giftspritze wegen Problemen mit der Chemikalienmischung vorerst ausgesetzt. Ende Januar stoppte das Oberste Gericht der USA die geplante Vollstreckung dreier Todesurteile in Oklahoma. Es reagierte damit auf Einsprüche von drei Todeskandidaten gegen ein vorgesehenes Gift. Nach ihrer Ansicht verstößt dessen Verwendung gegen das verfassungsrechtliche Verbot grausamer Bestrafung.
43 Minuten langer Todeskampf
Eine Reihe qualvoller Hinrichtungen hatte im vergangenen Jahr eine Debatte über die in den Vereinigten Staaten verwendeten Giftcocktails ausgelöst. Die Behörden greifen auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern. Im Fall der drei in Oklahoma ausgesetzten Hinrichtungen geht es um einen Cocktail aus drei Mitteln - darunter der Arzneistoff Midazolam.
Der Cocktail wurde im April vergangenen Jahres auch bei der Hinrichtung des verurteilten Mörders Clayton Lockett benutzt. Lockett wand sich nach der Injektion 43 Minuten lang im Todeskampf, bis er schließlich einen Herzinfarkt erlitt. US-Präsident Barack Oklahoma verhängte daraufhin vorübergehend ein Moratorium für die Vollstreckung von Todesurteilen. Das Oberste Gericht dürfte nun bis zum Sommer entscheiden.
sti/cr (afp, dpa, rtr)