USA: Umstrittene Trump-Feier zum 4. Juli
4. Juli 2019Ah, Independence Day - ihren Nationalfeiertag begehen die meisten US-Amerikaner mit Freunden und Familie, es wird gegrillt und am Abend schauen sich viele das Feuerwerk an, das fast jede Stadt in den USA, und sei sie noch so klein, aus diesem Anlass in den Himmel schießt. Eine größtenteils apolitische Veranstaltung also. Aber in Washington D.C. sehen die Pläne dieses Jahr eine offizielle Feier der anderen Art vor.
Präsident Donald Trump wird am Abend des 4. Juli eine Ansprache am Lincoln Memorial, also im Herzen der US-amerikanischen Hauptstadt halten, als Teil der von ihm groß angekündigten "Salute to America"-Feier. In bester Trump-Manier kündigte er seine Rede bereits im Februar an. Es werde am Nationalfeiertag eine "Ansprache von eurem Lieblingspräsidenten geben – mir!"
Dass ein US-Präsident an der Hauptveranstaltung zum Fourth of July in Washington D.C. teilnimmt, ist höchst ungewöhnlich. Amtsinhaber der vergangenen Jahre wie Barack Obama oder George W. Bush nahmen an Einbürgerungszeremonien für neue US-Bürger teil. Bill Clinton begutachtete am 4. Juli 2000 einige Navy-Schiffe in New York. Selbst am 200. Geburtstag des Landes 1976 sah Präsident Gerald Ford den Festivitäten am Abend nur vom Weißen Haus aus zu, nachdem er zuvor eine Rede in der Independence Hall in Philadelphia gehalten hatte.
Der einzige Präsident, der jemals direkt an der offiziellen Independence Day Feier in Washington teilgenommen hat, war laut Washington Post Harry S. Truman. Der Demokratische Amtsinhaber hielt am 4. Juli 1951, dem 175. Geburtstag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, am Washington Monument eine Rede über den Fortschritt der amerikanischen Truppen im Koreakrieg.
Trump "reißt Amerikas Geburtstagsfeier an sich"
Viele Menschen in Washington und im Rest des Landes sind nicht glücklich darüber, dass die Feier zum 4. Juli nun von Trump für einen Auftritt genutzt wird. "Indem Herr Trump Amerikas Geburtstagsfeier an sich reißt… tritt er eine langjährige Tradition mit Füßen: die Feier unparteiisch und sogar apolitisch zu halten, als Ereignis, das die Nation zusammenbringt", schreibt Michelle Cottle in einem Kommentar für die "New York Times". "Der Präsident hat entschieden, dass das Einzige, was der Hauptstadtfeier fehlte, er selbst war."
Aber die Rede des Präsidenten ist nicht die einzige Planänderung im Vergleich zu Nationalfeiertagen vergangener Jahre. Zu der traditionellen Parade am Vormittag und dem jährlich stattfindenden Konzert "A Capitol Fourth" ab 20 Uhr Ortszeit kommt nun die "Salute to America" Feier hinzu - und die beinhaltet nicht nur Trumps Rede, sondern auch eine Würdigung des US-Militärs, das, wie der Präsident nicht müde wird zu betonen, das "großartigste der Welt" ist.
Eine Art Militärparade hatte sich der Präsident schon länger gewünscht. Jetzt bekommt er sie. Die Army Band wird spielen, Navy-Kampfjets und ein Flugzeug, das auch als Air Force One genutzt wird, werden über die Köpfe der Zuschauer fliegen und mehrere Panzer wurden extra für das Großereignis mit dem Zug nach Washington gebracht. Mitfahren bei der Parade können sie nicht, das würden Washingtons Straßen nicht unbeschadet überstehen.
Hohe Kosten, viel Polizei und ein gesperrter Luftraum
Auch das Feuerwerk soll laut Trump das "größte aller Zeiten" werden. Normalerweise werden die Raketen rund um das Lincoln Memorial in den Himmel geschossen, aber da dort die "Salute to America"-Feier stattfindet, wurde das Feuerwerk in einen naheliegenden Park verlegt. Es soll 35 Minuten dauern, so lange wie noch nie. Zwei große Pyrotechnik-Firmen haben großzügig gespendet: Feuerwerkskörper im Wert von rund 750.000 Dollar.
Andere Kostenpunkte sind noch nicht geklärt. "Das Ganze wird sehr teuer werden und die Steuerzahler müssen dafür aufkommen", sagte Chris Van Hollen, demokratischer Senator aus Maryland. Am Dienstag, zwei Tage vor dem Ereignis, war das zuständige Komitee immer noch nicht über die genauen Kosten informiert worden. "Wir haben noch nichts gehört, es ist verstörend", sagte Komitee-Mitglied Tom Udall, ein demokratischer Senator aus New Mexiko.
Eins ist klar: Allein die Sicherheitskosten für Trumps Auftritt am Lincoln Memorial werden extrem hoch sein. Und die Feier bringt noch weitere Schwierigkeiten mit sich. Wegen der "Flyovers" der Militärflugzeuge und aus Sicherheitsgründen wird der Luftraum über Washington für rund zwei Stunden gesperrt werden. Und die Bürgermeisterin der Stadt, Muriel Bowser, sorgt sich, dass die Polizeikräfte, die wegen Trumps Auftritt zusätzlich abgestellt werden müssen, am sowieso schon schwierigen Feiertag an anderer Stelle fehlen könnten.
Aber all das spielt keine Rolle, wenn der Präsident am Unabhängigkeitstag feiern möchte. "Wir werden einen großartigen 4. Juli in Washington D.C. haben", verkündete Trump am Montag im Weißen Haus. "Es wird so sein wie noch kein anderer. Und ich hoffe, dass viele Leute kommen."