Neue US-Luftschläge gegen IS
27. September 2014Nähere Angaben zu den Zielen der neuen Luftschläge gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) und zu möglichen Opfern der Angriffe machte das Pentagon bislang nicht. Die USA hatten am Dienstag erstmals IS-Stellungen in Syrien angegriffen. Sie werden dabei militärisch von mehreren arabischen Staaten unterstützt.
In der Nacht zum Donnerstag nahmen die Verbündeten erstmals gezielt von den Dschihadisten kontrollierte Ölanlagen ins Visier. Experten zufolge erzielt der IS jeden Tag Einnahmen in Millionenhöhe aus dem Verkauf von Öl. Im Irak fliegen die USA und andere Staaten bereits seit Anfang August Luftangriffe.
Um die IS-Terroristen im Osten Syriens wirksam zu bekämpfen, ist nach Einschätzung des US-Militärs eine Rebellentruppe von bis zu 15.000 Mann notwendig. Die Schätzungen reichten von 12.000 bis 15.000 Kämpfern, sagte US-Generalstabschef Martin Dempsey im Pentagon. Diese Truppenstärke sei nötig, um verlorenes Gebiet im Osten Syriens zurückzuerobern.
"IS mit Luftangriffen nicht zu besiegen"
Der Aufbau einer am Boden schlagkräftigen Rebellenarmee sei ein wichtiger Bestandteil des US-geführten Kampfes gegen die IS-Extremisten, erklärte Dempsey weiter. Luftangriffe allein reichten nicht aus, um die Dschihadisten zu besiegen. Der US-Kongress hatte in der vergangenen Woche einem Plan von Präsident Barack Obama zugestimmt, der die Ausbildung und Bewaffnung von bis zu 5000 nicht-islamistischen Kämpfern vorsieht. Dies soll in Saudi-Arabien geschehen. Der US-Regierung sei aber schon vorher klar gewesen, dass diese 5000 Mann nicht genug seien, betonte Dempsey. Die Entsendung von US-Bodentruppen hat Präsident Obama wiederholt ausgeschlossen.
Der "Islamische Staat" verfügt nach Geheimdienstschätzungen über bis zu 30.000 Kämpfer. Die sunnitischen Extremisten haben in Syrien und im Irak weite Landstriche unter ihre Kontrolle gebracht und gehen dort mit brutaler Gewalt gegen Andersgläubige vor. Tausende wurden getötet, Hunderttausende sind auf der Flucht vor den Islamisten.
Kerry: Nicht an der Seite Assads
US-Außenminister John Kerry ist unterdessen dem Eindruck entgegengetreten, dass die Luftangriffe gegen den IS letztlich dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Bürgerkrieg nutzten. "Wir sind nicht auf der gleichen Seite wie Assad", schrieb Kerry in einem Beitrag für die Zeitung "Boston Globe". Der syrische Machthaber habe seine Legitimität "lange verloren". Wie ein "Magnet" habe Assad zudem ausländische Dschihad-Kämpfer aus dutzenden Ländern angezogen und der IS-Miliz in die Arme getrieben.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow verlangte hingegen von den USA, ihr militärisches Vorgehen gegen die IS-Miliz mit der syrischen Regierung abzusprechen. "Es ist sehr wichtig, dass eine solche Zusammenarbeit mit den syrischen Stellen eingerichtet wird, auch wenn schon Fakten geschaffen wurden", sagte Lawrow vor Journalisten in New York. Der Ausschluss der Führung in Damaskus verstoße nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern untergrabe auch die Wirksamkeit der Angriffe. Nach Angaben aus US-Regierungskreisen haben Kerry und Lawrow in dieser Woche am Rande der UN-Generaldebatte die Bedrohung durch die Dschihadisten erörtert. Dabei hätten die beiden Außenminister vereinbart, die Auswirkungen des Kampfes gegen die IS-Miliz "auf die Aussichten für eine umfassendere Lösung in Syrien" zu prüfen.
IS-Kämpfer aus dem Westen
Der Kampf gegen die sunnitische Terrororganisation war auch am dritten Tag der UN-Generaldebatte das beherrschende Thema. Der irakische Präsidenten Fuad Masum sagte vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York, in den Reihen der Terrormiliz kämpften Tausende Islamisten aus westlichen Ländern.
"Der Konflikt zieht Extremisten aus der ganzen Welt an. Neu ist, dass Tausende mit europäischer oder amerikanischer Staatsbürgerschaft dabei sind", erklärte Masum. Deshalb sei es wichtig, dass sich auch andere Länder an der Abwehr beteiligten. "Diese Unterstützung zeigt unserem Volk, dass wir nicht allein gegen den Terror kämpfen. Es ist ein Kampf zum Schutz der ganzen Welt", betonte der irakische Präsident.
wl/jj (dpa, afp, rtr)