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US-Frequenzen unter dem Hammer

Hilke Fischer16. August 2016

In den USA beginnt die nächste Phase der milliardenschweren Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen. Die Telekom-Tochter T-Mobile will ihre Position auf dem US-Markt stärken - und kräftig mitbieten.

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Techniker bei Wartungsarbeiten an Mobilfunkmasten Foto: picture alliance/Keystone/J. Zick
Bild: picture alliance/Keystone/J. Zick

Es geht um Reichweite, um Marktmacht - und um sehr viel Geld: Mit dem Wettbieten um neue Mobilfunk-Frequenzen werden in den USA die Marktverhältnisse für Jahrzehnte zementiert. Denn Frequenzen sind für Smartphones so wichtig wie Straßen für Autos: Je mehr zur Verfügung stehen, desto zügiger läuft der (Daten-)Verkehr.

Insbesondere die Mobilfunkanbieter T-Mobile USA, Verizon und AT&T, die bislang nicht sehr üppig mit Frequenzen ausgestattet sind, stünden daher unter Erfolgsdruck, sagt Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: "Wenn ich jetzt nicht dabei bin und hinterher kein anderer mehr bereit ist, an mich zu verkaufen, dann habe ich Pech gehabt." Da das Angebot aus physikalischen Gründen knapp ist, sind die Preise sehr hoch.

Zweischrittiges Bieterverfahren mit ungewissem Ausgang

Damit das neue Funkspektrum ab Dienstag (16.08.2016) unter den Hammer kommen kann, musste es zunächst freigeschaufelt werden. Denn die Frequenzen gehören seit Jahrzehnten amerikanischen Fernsehstationen. Diese haben sie aber zum Teil kaum genutzt oder können im Zuge der Digitalisierung zukünftig auf höhere Frequenzbänder ausweichen.

Der US-Regulierer FCC übernimmt gewissermaßen die Rolle eines Maklers: In einem ersten Schritt stellte er fest, wie viel Geld die Sender für ihre Frequenzen verlangen. Das geschah von Ende März an und dauerte drei Monate. Heraus kam die Summe von 86 Milliarden Dollar.

Junge mit Smartphone im Freien in New Cuyama, USA Foto: picture-alliance/AP Photo/C. Armario
Die neuen Frequenzen würden ländliche Regionen mit besserem mobilen Internet versorgenBild: picture-alliance/AP Photo/C. Armario

Im zweiten Schritt muss die FCC mindestens diese 86 Milliarden Dollar wieder einnehmen. Gelingt es ihr nicht, die Gebote so hoch zu treiben, dass ihre Ausgaben gedeckt sind, würde sie die zweite Phase der Auktion abbrechen und mit den Fernsehsendern wieder von vorne beginnen. Menge und Preis der Frequenzpakete würden neu ausgehandelt und erst anschließend zur Auktion freigegeben. In dem Fall dürfte sich das Ganze bis 2017 hinziehen.

T-Mobile will groß investieren

"Die 600-Megahertz-Frequenzen, die jetzt vom Rundfunk geräumt werden, sind sehr attraktiv, weil man sie gerade in ländlichen Gebieten einsetzen kann", sagt Telekommunikationswirtschaftler Gerpott. Mit den Frequenzen könne man große Entfernungen mit relativ wenig Technik überbrücken. "Und relativ wenig Technik heißt auch relativ wenig Investition."

Mehr als 100 Bieter stehen bereit - neben drei der vier großen US-Mobilfunkanbieter auch Fernsehkonzerne wie Comcast oder Dish. T-Mobile USA dürfte bei der Auktion eine prominente Rolle spielen: Die Telekom-Tochter hat gerade bei den Funkfrequenzen aus dem 600 Megahertz-Bereich, mit denen sich dünn besiedelte Gebiete und große Gebäude gut versorgen lassen, Nachholbedarf. Mit den neuen Frequenzen will T-Mobile USA vor allem die Geschwindigkeit bei Datenübertragungen aufs Handy erhöhen und das eigene Netz ausbauen.

"Für das Unternehmen würde das bedeuten, dass man flächendeckender als bisher auch im mobilen Breitband-Markt mit besserer Qualität Kunden gewinnen kann", so Gerpott. "T-Mobile USA war in den vergangenen zwei Jahren die Erfolgsgeschichte des Telekom-Konzerns, im Gegensatz zu anderen Märkten. Um diese Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können, braucht man eben mehr Spektrum."

T-Mobile-Shop in New York Foto: EPA/JUSTIN LANE/dpa
T-Mobile USA wittert das große GeschäftBild: picture-alliance/dpa

Das T-Mobile-Management ließ schon vor Monaten durchblicken, dass man bis zu zehn Milliarden Dollar ausgeben könnte. Um T-Mobile USA bei dem Wettbieten mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen, bricht die Telekom sogar mit einer lange gepflegten Tradition und greift den Kollegen in den USA finanziell wieder unter die Arme. Branchenexperten der Ratingagentur Fitch glauben, dass T-Mobile USA bei der Auktion aggressiver als bislang angenommen auftreten könnte, um sich ein möglichst großes Stück vom Kuchen zu sichern.

Frequenzen als Spekulationsobjekt

In Deutschland spülte die jüngste Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen im Jahr 2015 nur vergleichsweise bescheidene fünf Milliarden Euro in die Kassen. Grund dafür ist, dass die Frequenzen hierzulande weiterhin dem Staat gehören, der sie für meist 15 Jahre an die Unternehmen vermietet.

In den USA hingegen erwirbt der Meistbietende die Eigentumsrechte an den Frequenzen - und kann sie denn auch später weiterverkaufen. Das könnte auch die Vielzahl der Bieter im aktuellen Fall erklären. Die Frequenzen seien eben auch ein Spekulationsobjekt, so Gerpott: "Es geht um insgesamt 416 Marktregionen, in denen die Frequenzen versteigert werden. Da werden auch lokale Bieter dabei sein, die national keine Bedeutung haben und die auf Dauer nicht im Geschäft bleiben werden."

Wenn in den USA der Hammer endgültig gefallen ist, können die Meistbietenden allerdings nicht sofort loslegen. Das Spektrum muss nämlich noch von den Sendern geräumt und dann von der FCC neu geordnet werden, damit es sich für den Mobilfunk eignet. Für das sogenannte "Refarming" werden bis zu drei Jahre veranschlagt.