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US-Wahlkampf wirkt auf mexikanische Währung

Andreas Knobloch
3. Oktober 2016

Der Peso ist zuletzt auf ein historisches Tief gestürzt. Aber nicht nur Trumps mögliche Präsidentschaft sorgt für Verunsicherung. Die Probleme sind vielfältig - und der Pesoverfall könnte sogar noch weitergehen.

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USA Mexiko Donald Trump Pressekonferenz Ende
Bild: Reuters/H. Romero

In Mexiko macht derzeit ein geflügeltes Wort die Runde: Wer wissen wolle, wie es um Donald Trump im US-Präsidentschaftswahlkampf stehe, müsse nur auf den mexikanischen Peso schauen. Demnach hat der umstrittene Milliardär gerade ordentlich Rückenwind, denn der mexikanische Peso fällt und fällt und fällt.

Am 19. September musste man an Mexikos Bankschaltern erstmals mehr als 20 Pesos für einen US-Dollar hinlegen. Dass diese psychologisch wichtige Marke einmal durchbrochen würde, schien vor einiger Zeit noch undenkbar. Im Laufe des Jahres hat der mexikanische Peso gegenüber dem US-Dollar bereits mehr als 14 Prozent verloren. Über die vergangenen zwei Jahre betrachtet hat er sogar einen Drittel seines Wertes eingebüßt.

Der Faktor Trump

Ein möglicher Wahlsieg Trumps am 8. November sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat fällt immer wieder mit harten anti-mexikanischen Äußerungen auf: Das Land produziere "Vergewaltiger und Verbrecher", die US-Amerikanern die Arbeitsplätze wegnähmen. Trump will daher an der Grenze eine Mauer gegen "illegale" Einwanderung errichten, die Mexiko bezahlen werde. Zudem drohte er, den NAFTA-Freihandelsvertrag zwischen den USA, Kanada und Mexiko "komplett neu zu verhandeln" oder "zu beenden".
"Trump steigt in den Umfragen und der mexikanische Peso fällt. Falls Trump gewinnt, wird der mexikanische Peso die am stärksten betroffene Währung sein", so Christian Lawrence, Geld- und Zinsstratege der Rabobank in New York gegenüber der mexikanischen Tageszeitung El Financiero.

USA Mexiko Donald Trump Besuch Pressekonferenz
August 2016: Donald Trump zu Besuch in MexikoBild: Reuters/H. Romero

Das erste TV-Duell der beiden Präsidentschaftsanwärter deuteten viele jedoch als Punktsieg für Clinton. Ihre Umfragewerte stiegen - und der mexikanische Peso fuhr den größten Tagesgewinn der letzten sieben Monate ein. Trotzdem liegt Clinton in aktuellen Umfragen nur noch 2,5 Prozentpunkte vor Trump. Mitte August betrug Clintons Vorsprung noch satte acht Prozentpunkte. Der Peso-Kurs lag damals bei 18:1, das das höchste Niveau der vergangenen Monate.

Nicht nur Trump ist Schuld

Die mexikanische Regierung dagegen hält einen Zusammenhang zwischen Pesoschwäche und Trumps Aufstieg nicht für ausgemacht. "Wir sind nicht sicher, ob es ein Thema ist, das mit Trump zusammenhängt oder nicht, sondern eher generell mit den Zweifeln, die immer über den Wahlausgang im Land unseren größten Handelspartners bestehen", sagte Mexikos neuer Finanzminister José Antonio Meade vor einigen Tagen. Sein Vorgänger Luis Videgaray war Anfang September just wegen des umstrittenen Besuchs von Donald Trump in Mexiko von seinem Posten zurückgetreten.

Allein Trump ist sicherlich nicht für die anhaltende Talfahrt des Peso verantwortlich. Aber auch viele andere Faktoren sprechen eben derzeit nicht für die mexikanische Währung. Nicht einmal der mexikanische Exportsektor, der zu rund drei Viertel für den US-amerikanischen Markt produziert und wie niemand sonst vom Pesoverfall profitiert, kann die Tendenz umkehren. Und das, obwohl die Inflation stabil unter drei Prozent liegt und zuletzt die Geldüberweisungen mexikanischer Migranten - eine der größten Nettoeinnahmequellen des Landes - um 7,5 Prozent gestiegen sind, nicht zuletzt wegen der Pesoschwäche. Es herrscht große Unsicherheit.

Da ist zum einen der Ölpreisverfall. Zwar hat sich der Preis für ein Barrel Rohöl um die 45 US-Dollar eingependelt, er ist aber immer noch zu niedrig. Mexikos staatlicher Erdölkonzern Pemex erwirtschaftet knapp ein Drittel der Staatseinnahmen. Das Land ist also stark abhängig von seinen Ölexporten und damit vom Ölpreis.

Auch Mexikos Regierung in der Kritik

Hinzu kommt fehlendes Vertrauen in die Regierung. Die Popularitätswerte von Präsident Enrique Peña Nieto sind so tief wie die keines anderen mexikanischen Präsidenten in den vergangenen zwanzig Jahren. In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte Peña Nieto zahlreiche Strukturreformen (Öffnung des Energiesektors für privates Kapital, Liberalisierung des Telekommunikationsbranche, Finanz- und Steuerreform, Bildungsreform) auf den Weg gebracht. Diese gingen einher mit dem Versprechen einer spürbaren Verbesserung der Wirtschaftsleistung. Doch die Bevölkerung bemerkt von Aufschwung nicht viel. Vielmehr steckt Mexikos Wirtschaft im Tief.

Die Regierung musste zuletzt ihre Wachstumsprognosen mehrmals nach unten schrauben - im Schnitt ist Mexikos Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren nur um zwei Prozent gewachsen. Stattdessen stieg die Verschuldung seit dem Amtsantritt von Peña Nieto um 13 Punkte und macht mittlerweile mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Zum Vergleich: in den Industriestaaten liegt sie im Schnitt bei 100 Prozent.

Allerdings ist die Armutsquote in Mexiko viel höher. Fast die Hälfte der Bevölkerung gilt als arm oder extrem arm. Zudem muss rund ein Drittel der Schulden in US-Dollar bedient werden. Für den Haushalt 2017 hat die Regierung deshalb Einsparungen in Millionenhöhe angekündigt. Das Austeritätsprogramm könnte die Wirtschaft aber weiter abwürgen.

Geldpolitische Instrumente

Symbolbild - mexikanischer Peso
Steigen die Zinsen in den USA, könnte noch mehr Geld aus Mexiko abfließen.Bild: picture-alliance/AP

Selbst der Umstand, dass die US-Zentralbank Fed bei ihrer Sitzung am 21. September auf eine Zinserhöhung verzichtete, half dem Peso kaum. Er legte nur leicht zu. Zudem ist eine Anhebung der Zinsen in den USA nicht komplett vom Tisch; noch vor Ende des Jahres könnte es dazu kommen. Und auch die Gefahr eines massiven Kapitalabflusses in Richtung USA ist trotz ausgebliebener Zinserhöhung keineswegs gebannt.

Mexikos Zentralbank ihrerseits hat im Februar aufgehört, US-Dollar zu verkaufen, um den Peso zu stützen. Dagegen hat sie jedoch bereits dreimal in diesem Jahr die Zinsen erhöht: im Februar, im Juni und zuletzt Ende September. Mit dem aktuellen Zinssatz von 4,75 Prozent soll die Inflation niedrig gehalten und finanzielle Stabilität gesichert werden.

Ob dies den Trend umkehrt, ist ungewiss. Vielmehr könnte die Talfahrt der mexikanischen Währung sogar noch weitergehen. Internationale Ratingagenturen haben gedroht, Mexikos Kreditwürdigkeit herunterzustufen. Eine Entscheidung, die noch mehr Öl ins Feuer gießen würde: eine schlechte Qualifizierung bedeutet weniger Vertrauen und damit weniger Investitionen. Die Folge wäre ein noch schwächerer Peso.