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US-Republikaner wenden sich von Trump ab

4. August 2016

Er pöbelt, polarisiert und ist vielen peinlich: US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat turbulente Tage hinter sich. Die Zahl seiner Kritiker wächst - auch unter Republikanern. Die verzweifeln an ihrem Kandidaten.

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USA Republikaner Donald Trump in Ashburn (Foto: Reuters/E. Thayer)
Bild: Reuters/E. Thayer

Rassistische Äußerungen, Ja zu Atomwaffeneinsatz, Angriffe auf Veteranen-Eltern und sinkende Umfragewerte: Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump treibt seine Partei zunehmend zur Verzweiflung. Der Widerstand republikanischer Spitzenpolitiker gegen ihren nominierten Kandidaten wird größer. Trumps Parteikollegen warnten ihn eindringlich davor, mit seinen unkontrollierten Auftritten jede Chance auf einen Sieg bei der Wahl im November zu verspielen.

Spitzenpolitiker wenig loyal

Jüngst war es sogar der Partei-Vize Mike Pence, der sich von Trump distanzierte. Er war eigentlich Trumps Wunschkandidat für den Posten des Vizepräsidenten. Doch Pence stellte sich im Sender Fox News ausdrücklich hinter Parlamentschef Paul Ryan, dem Trump zuvor die Unterstützung für seinen Wahlkampf in Wisconsin verweigert hatte. Mit Ryan verbinde ihn eine "langjährige Freundschaft" und er unterstütze dessen Kampagne zum Wiedereinzug in den Kongress, sagte Pence dem Sender.

Trump hatte zuvor mit seiner provokanten Distanzierung von Ryan, der zu den einflussreichsten Republikanern in Washington zählt, die Parteiführung herausgefordert. Seitdem rappelt es in der Partei. Parteichef Reince Priebus ließ erklären, er sei "außerordentlich empört" über Trumps beispielloses Verhalten gegenüber Ryan. In Washington wird Trumps Vorgehen als Retourkutsche gewertet, weil sich Ryan wiederholt kritisch über Trump geäußert hatte.

Schon während der Primaries konnte Trump nicht alle Parteianhänger hinter sich vereinen. Doch inzwischen habe die Situation eine neue Eskalationsstufe erreicht, sagte der US-Politikexperte Scott Reed der "Washington Post". Es sei Zeit für einen Neustart.

Interne Streitereien statt gegen Demokraten wettern

Und auch der einflussreiche Republikaner und loyale Trump-Gefährte Newt Gingrich appellierte eindringlich an den Kandidaten, sein Auftreten zu ändern. "Er hat noch nicht den Übergang zum potenziellen Präsidenten der Vereinigten Staaten geschafft", sagte Gingrich im Sender Fox Business Network. "Seine Äußerungen der vergangenen Woche lassen nichts Gutes für seine Kampagne ahnen." Gingrich warf Trump vor, mit fahrlässigen Provokationen die Wähler der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zuzutreiben: "Trump hilft ihr, die Wahl zu gewinnen, weil er noch inakzeptabler ist als sie."

In den vergangenen Tagen hatten vor allem Trumps Angriffe auf die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten eine neue Welle der Empörung ausgelöst. Damit hatte Trump nach Ansicht vieler Republikaner die Regeln des Anstands verletzt. Eine ganze Reihe als unglücklich empfundener Auftritte ließ bei der Parteiführung zudem die Hoffnung schwinden, Trump könnte nun nach seiner offiziellen Nominierung als Kandidat in eine Art Parteidisziplin eingebunden werden.

Und was macht Trump?

Trump selbst zeigte sich von den innerparteilichen Turbulenzen unbeeindruckt. Seine Wahlkampagne für das Präsidentenamt sei "noch nie so geeint" gewesen wie jetzt, sagte er in Florida.

Die Zahl der Republikaner, die sich aus Protest von Trump lossagten, wuchs unterdessen weiter. Der republikanische Abgeordnete Adam Kinzinger, ein Luftwaffenveteran, sagte im Sender CNN, Trump habe "zu viele rote Linien überschritten". Er werde den Kandidaten nicht länger unterstützen - "egal, welchen politischen Preis ich dafür zahlen muss".

"Bye, bye Trump"

Zuvor hatte die Republikanerin und Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard, Meg Whitman, angekündigt, dass sie Trumps Rivalin Hillary Clinton unterstützen werde. Der Rechtspopulist Trump sei ein "unehrlicher Demagoge", der das Land "auf einen sehr gefährlichen Weg führen würde", begründete sie ihre Entscheidung in der Zeitung "New York Times".

Gerüchten zufolge denken republikanische Spitzenpolitiker über eine mögliche Alternative zu Trump nach. Wie der Sender ABC berichtet, ist man in der Parteiführung dermaßen "frustriert und irritiert" über Trumps "erratisches Verhalten", dass es Überlegungen gebe für den Fall eines überraschenden Rückzugs des Kandidaten. Bis zu den Wahlen am 8.November könnten die Republikaner noch einen neuen Kandidaten nominieren. Das wäre allerdings kompliziert.

In einer jüngst veröffentlichten Umfrage des Senders Fox News konnte Clinton ihren Vorsprung vor Trump auf zehn Prozentpunkte ausbauen. Die Erhebung sah Clinton bei 49 Prozent und Trump bei 39 Prozent.

pab/as (afp, ap, cnn, dpa, New York Times, Washington Post)