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Gates schimpft auf NATO

17. Januar 2008

Die NATO-Verbündeten in Süd-Afghanistan verstünden nichts vom Kampf gegen Aufständische: Mit dieser Rüge hat sich Robert Gates den Unmut der NATO zugezogen. Jetzt rudert er zurück.

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US-Verteidigungsminister Robert Gates (Quelle: AP)
Will alles nicht so gemeint haben: US-Verteidigungsminister Robert Gates

"Ich bin besorgt, dass wir Militärausbilder einsetzen, die nicht ordentlich ausgebildet sind. Und ich bin besorgt, dass wir einige Streitkräfte haben, die nicht wissen, wie man gegen Aufständische kämpft." So äußerte sich der amerikanische Verteidigungsminister in einem am Mittwoch (16.1.2008) veröffentlichten Interview der Zeitung "Los Angeles Times". Vielmehr seien einige Soldaten der NATO auf Schlachten vorbereitet worden, die sich Strategen während des Kalten Krieges ausgemalt hätten. Gates bezog sich auf den gefährlichen Süden Afghanistans, wo unter anderem Soldaten aus Großbritannien, den Niederlanden und Kanada stationiert sind. Im Gegensatz zu den NATO-Verbündeten im Süden seien die US-Soldaten im Osten des Landes äußerst erfolgreich im Kampf gegen Aufständische.

Sturm der Entrüstung

In den Niederlanden wurde daraufhin US-Botschafter Roland Amall zu "Erläuterungen" ins Verteidigungsministerium gebeten, berichtete die "Los Angeles Times". "Wir gehen davon aus, dass dies ein Missverständnis ist. Dies ist nicht der Robert Gates, den wir kennen. Und dies ist auch nicht die Art, wie man miteinander umgeht, wenn man im Süden Afghanistans zusammenarbeiten muss", wurde Verteidigungsminister Eimert van Middelkoop zitiert.

Antwortet diplomatisch: NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer (dpa)
Antwortet diplomatisch: NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop SchefferBild: picture-alliance/dpa

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, einst niederländischer Außenminister, sagte zu den Äußerungen von Gates in Brüssel: "Ich habe den allergrößten Respekt für das, was die Verbündeten in Afghanistan tun. Besonders für jene Staaten, die im Süden die Schwerstarbeit leisten. Die Guerilla-Bekämpfung ist eine komplexe Angelegenheit und nicht immer leicht."

Gates macht Rückzieher

Am Donnerstag kamen dann versöhnliche Töne aus dem Pentagon. "Zu keinem Zeitpunkt habe Robert Gates ein einzelnes Land wegen seiner Leistung oder seines Einsatzes in Afghanistan kritisiert", sagte ein Pentagonsprecher nach Angaben des Ministeriums.

In Wirklichkeit sei Gates voll des Lobes über den Einsatz der Verbündeten in Afghanistan. Er habe gemeint, dass die NATO als Ganzes nicht ausreichend auf den Kampf gegen Aufständische wie die radikalislamischen Taliban vorbereitet sei. Die USA seien dafür, dass die NATO-Ausbilder zuvor im US-Trainingslager in Hohenfels (Oberpfalz) auf ihre Aufgaben vorbereitet würden.

Ringen um die Kampfstrategie

Deutscher Tornado im nordafghanischen Masar-i-Scharif (dpa)
Deutscher Tornado im NATO-Einsatz im nordafghanischen Masar-i-ScharifBild: picture-alliance/dpa

Die "Los Angeles Times" berichtete außerdem, es gebe unterschiedliche Auffassungen zwischen Europäern und US-Amerikanern über das weitere Vorgehen der 43.000 Mann starken Afghanistan-Schutztruppe ISAF. US-Offiziere kritisierten den zu häufigen Einsatz von Kampfflugzeugen und forderten mehr Spezialkräfte am Boden. Hingegen machten NATO-Offiziere den zu geringen Einsatz von US-Soldaten zu Beginn der Mission für die heutigen Probleme bei der Bekämpfung der Taliban verantwortlich.

Am Dienstag hatte der US-Verteidigungsminister angekündigt, 3200 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan zu entsenden. Die USA hatten zuvor erfolglos versucht, Nato-Verbündete zur Verstärkung ihrer Truppenkontingente zu bewegen.

Kampfeinsatz der Bundeswehr?

Deutschland hat in Afghanistan rund 3500 Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie sind vor allem im Norden des Landes im Einsatz. Derzeit wird darüber diskutiert, ob Deutschland auch eine schnelle Eingreiftruppe stellen soll, die im Norden gegen Unruhen, für Zugriffe, zum Schutz für Konvois oder für Befreiungsaktionen eingesetzt werden könnte. (leix)