Ölbohrungen bald vor fast allen US-Küsten?
5. Januar 2018Das Innenministerium in Washington hat einen umstrittenen Plan vorgelegt, nach dem auch in bisher geschützten Bereichen im Atlantik und der Arktis nach Öl und Gas gebohrt werden kann. In seinem Entwurf schlägt Innenminister Ryan Zinke nun mögliche Versteigerungen von Bohrrechten in mehr als 90 Prozent der US-Küstengewässer vor. Sein Plan sieht vor, dass über einen Zeitraum von fünf Jahren 47 Ölbohrlizenzen vergeben werden können - ein deutlicher Anstieg der sogenannten Offshore-Bohrungen gegenüber der Lizenzvergabe während der Vorgängerregierung von Barack Obama. Die Regierung verspricht sich von dem Schritt zahlreiche neue Arbeitsplätze.
Das Innenministerium will nun im nächsten Schritt die Meinung der Öffentlichkeit einholen, bevor die Pläne finalisiert werden sollen. "Wir werden die Meinungen aller betroffenen Akteure anhören", sagte Zinke. Der Plan befinde sich noch im Anfangsstadium. Er sei Teil der von Präsident Donald Trump ausgegebenen Leitlinie "America First" (Amerika zuerst). "Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Energieschwäche und Energiedominanz", betonte der Minister. "Unter Präsident Trump werden wir die größtmögliche Supermacht sein, weil wir die Möglichkeiten dazu haben." Trump hatte das Innenministerium im April 2017 angewiesen, zu prüfen, ob mehr Öl- und Gastbohrungen möglich sind.
Zahlreiche Gegenstimmen
Gegen das Vorhaben regt sich ein breiter Widerstand, auch von Seiten der Republikaner. Viele der Regierungen der betroffenen Bundesstaaten sind gegen Offshore-Bohrungen an ihren Küsten. Der republikanische Gouverneur von Florida, Rick Scott, warnte vor den Auswirkungen auf die Umwelt. Er sagte, er habe um ein Treffen mit Zinke gebeten, um seine Bedenken vorzutragen. "Meine oberste Priorität ist es, dass Floridas natürliche Lebensgrundlagen geschützt werden."
Die Ölbohrungen im Meer werden aber nicht nur in Urlaubsregionen wie Florida kritisch gesehen. Auch die Gouverneure von New Jersey, North Carolina, South Carolina und Virginia sind gegen solche Pläne. Dagegen wird in Bundesstaaten wie Louisiana und Texas viel stärker auf die Schaffung von Arbeitsplätzen verwiesen, die das Erschließen neuer Ölfelder mit sich bringt.
Umweltschutzgruppen bezeichneten das Vorhaben als gefährlich. Die Umweltorganisation Sierra Club warf der Regierung vor, mehr auf die Industriellen zu hören, "die ihnen den Wahlkampf finanziert haben", als auf die Bürger. "Trump versucht, unsere Ozeane in Ölfelder zu verwandeln", kritisierte Kristen Monsell, die Direktorin für Ozean-Programme beim Zentrum für biologische Vielfalt. "Sein rücksichtsloser Plan würde mehr Wildtiere und Lebensgemeinschaften an den Küsten verheerenden Ölverschmutzungen aussetzen."
kle/qu (dpa, rtre, afp)