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US-Notenbank: Biden setzt auf Kontinuität

22. November 2021

US-Präsident Joe Biden hat den bisherigen Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, für eine zweite Amtszeit nominiert. Damit dürfte es bei der eingeleiteten Trendwende - weg von einer ultralockeren Geldpolitik - bleiben.

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USA PK Jerome Powell in Washington
US-Notenbankchef Jerome PowellBild: Reuters/S. Silbiger

Fed-Chef Jerome Powell dürfte weitere vier Jahre an der Spitze der US-Notenbank bleiben. US-Präsident Joe Biden nominierte ihn am Montag für eine zweite Amtszeit, wie das US-Präsidialamt mitteilte. Die auch als Kandidatin für den Chefsessel gehandelte Direktorin Lael Brainard soll einen Vizeposten erhalten.

Der 68-jährige Powell muss vom US-Senat bestätigt werden, wo er nicht auf Gegenwind stoßen dürfte. Ein ranghoher republikanischer Senator hatte sich frühzeitig für die Beibehaltung des Amtsinhabers ausgesprochen. Powells vierjährige Amtszeit läuft im Februar 2022 aus. Der Jurist und ehemalige Investmentbanker hatte den Posten im Februar 2018 von der jetzigen US-Finanzministerin Janet Yellen übernommen.

Ein Großteil der von Reuters befragten Ökonomen hatte damit gerechnet, dass sich Biden für Kontinuität an der Spitze der Fed entscheidet. Die einflussreichste Notenbank der Welt hat gerade erst den schrittweisen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik eingeleitet, die auf dem Höhepunkt der Corona-Krise 2020 beschlossen wurde.

USA Jerome Powell Notenbankchef mit Trump vor dem Weißen Haus
Von Ex-Präsident Trump 2017 nominiert - seit 2018 ist Powell US-Notenbank-ChefBild: Getty Images/D. Angerer

Märkte reagieren positiv

Die absehbare Kontinuität an der Spitze der mächtigen Notenbank wurde von den Märkten positiv aufgenommen. Der damalige Präsident Donald Trump, ein Republikaner, hatte Powell für eine vierjährige Amtszeit nominiert. Powell war zuvor bereits seit 2012 Mitglied des Zentralbankrats gewesen. Die Zentralbank schwenkte unter Powells Führung ab März 2020 wegen der Corona-Krise auf eine extrem lockere Geldpolitik um. Die Fed senkte ihren Leitzins auf nahe Null und startete weitere Programme, um Konjunktur und Arbeitsmarkt zu stützen.

Inzwischen fährt die Fed ihre Unterstützung angesichts der wirtschaftlichen Erholung behutsam etwas zurück. Einige eher linke Parteimitglieder, darunter die einflussreiche Senatorin Elizabeth Warren, hatten den Demokraten Biden zuletzt unter Druck gesetzt, Powell keine zweite Amtszeit zu gewähren. Warren hatte die von Powell vorangetriebenen Lockerungen der Bankenregulierung kritisiert und ihn zuletzt als "gefährlichen Mann" bezeichnet. Viele Linke warben daher für die promovierte Ökonomin Lael Brainard, die bereits seit 2014 dem siebenköpfigen Zentralbankrat angehört. 

Fed-Chef sehr einflussreicher Akteur

Die US-Notenbank ist den Zielen der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung verpflichtet. Die Fed kann unter anderem über die Instrumente der Zinssätze und der Geldmenge wirtschaftliche Entwicklungen und Entscheidungen mitprägen. Das Handeln der Fed beeinflusst auch den Kurs des US-Dollars als globale Leitwährung. Zudem ist die Notenbank auch für einen Teil der Finanzmarktregulierung in den USA zuständig. Der Fed-Chef gilt als einer der einflussreichsten wirtschaftlichen Akteure überhaupt. Eine große Herausforderung für Powells zweite Amtszeit dürfte die zuletzt stark gestiegene Inflationsrate werden.

Höherer Leitzins könnte Inflation als auch Aufschwung drücken

Die Fed vertritt bisher die Auffassung, dass die höhere Inflation vor allem ein vorübergehendes Phänomen infolge des Aufschwungs nach der Corona-Krise ist. Auch höhere Energiepreise und temporäre Probleme mit globalen Lieferketten wie der Mangel an Computerchips werden als Gründe für die hohe Teuerungsrate genannt. "Wir glauben nicht, dass es an der Zeit ist, die Zinsen anzuheben", betonte Powell zuletzt Anfang November.

Falls der Anstieg der Teuerung jedoch nicht nachlassen sollte, müsste die Zentralbank früher oder später eingreifen, um die Inflationsrate wieder auf ihr mittelfristiges Ziel von rund zwei Prozent zu senken. Um die Inflation auszubremsen, könnte die Zentralbank den Leitzins erhöhen - das könnte allerdings auch den wirtschaftlichen Aufschwung stoppen.

hb/iw (rtr,dpa)