US-Geschäft hält Telekom in der Gewinnspur
2. März 2017Wer Aktienpakete sein eigen nennt, kennt das ja: Man greift auch mal daneben oder es geschehen Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat. Im Ergebnis verliert das Paket an Wert, bis hin um Totalverlust. Da kann es trösten, wenn das auch großen Firmen passiert, wo sich ganze Mannschaften um die Finanzen und Beteiligungen kümmern. So geschehen bei der Deutschen Telekom, Europas größtem Telekommunikations-Unternehmen.
Wenn ein Deal in die Hose geht
Die Telekom besitzt nämlich ein ziemlich großes Aktienpaket (zwölf Prozent) an seinem britischen Konkurrenten British Telecom (BT). Doch nach dem Brexit-Votum haben die BT-Aktien massiv an Wert verloren, und gleichzeitig rauschte auch das britische Pfund in den Keller. Das drückte den Konzern-Überschuss um 2,2 Milliarden Euro - somit blieben statt wie von Analysten erwarteten 4,5 Milliarden "nur" 2,7 Milliarden Euro für die Firmenkasse übrig. Telekom-Chef Timotheus Höttges unterstrich aber auf der Bilanz-Pressekonferenz in Bonn mehrfach, dass "die finanziellen Handlungsspielräume nicht tangiert sind" und dass man an der Beteiligung in jedem Fall festhalten wolle, "weil sie ein werthaltiges Investment ist".
Wohl auch als zusätzliches Argument kündigte er an, die Dividende für 2016 um fünf auf 60 Cent pro Aktie zu erhöhen. Das wird auch den deutschen Finanzminister freuen, denn schließlich besitzt der Bund noch rund ein Drittel der Telekom-Papiere und ist damit größter Aktionär des einstigen Staatsunternehmens. "Wir haben geliefert, was wir versprochen haben", so ein sichtlich entspannter Tim Höttges, der nicht nur (wie seit einiger Zeit schon) auf die Krawatte verzichtete, sondern sich auch des Jacketts entledigte. (Artikelbild)
Wachstumswunder US-Markt
Wo also kommt der Optimismus her? Er kommt vor allem aus den USA. Dort liefert das einstige Sorgenkind des Konzerns, T-Mobile US, das dritte Jahr in Folge einen satten Gewinn über den Atlantik in die Bonner Konzernzentrale. Acht Millionen neue Kunden sorgen für ein Plus von 30 Prozent (8,6 Milliarden Euro) beim Betriebsgewinn. Damit sind die Bonner mit ihrer US-Tochter mittlerweile die Nummer Drei auf dem US-Mobilfunkmarkt.
Das lockt natürlich Interessenten. Insidern zufolge will der japanische Softbank-Konzern seine Aktien, die er am US-Mobilfunkanbieter Sprint hält, gerne an die Telekom weiterreichen. Das wäre, käme er zustande, ein Mega-Deal, denn Sprint hat derzeit einen Börsenwert von 35 Milliarden Dollar, T-Mobile US sogar 52 Milliarden. Neues gab es dazu heute von Tim Höttges nicht, auch deshalb, weil zunächst der Ausgang einer noch laufenden Frequenzauktion in den USA abgewartet werden muss. Das Wachstum in den USA ist allerdings auch das Ergebnis massiver Investitionen: Gut 20 Milliarden Euro hat die Telekom in den vergangenen drei Jahren in diesen Markt gesteckt.
Aber nicht nur in den USA, auch in Deutschland laufen die Geschäfte der Deutschen Telekom gut, wenn auch nicht in der Dynamik wie auf dem US-Markt. Auf dem Markt, der "immer unser Heimatmarkt bleiben wird", so Höttges, komme man vor allem beim Glasfaserausbau voran, 27 Millionen Haushalte sind mittlerweile angeschlossen. Zu den bereits vorhandenen 450.000 Kilometern seien im vergangenen Jahr weitere 60.000 hinzu gekommen. Ebenfalls wird das sogenannte Cloud-Geschäft (also die Bereitstellung von IT-Infrastruktur oder IT-Leistungen wie Speicherplatz auf externen Rechnern). Hier betreibt die Telekom in der Nähe von Magdeburg (Sachsen-Anhalt) Deutschlands größtes Rechenzentrum, das jetzt von 20.000 auf 50.000 Server ausgebaut wird.
Emotionaler Aufruf für Europa
Bilanz-Pressekonferenzen sind in der Regel geprägt von Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen. Aber manchmal wird es auch emotional. So wie an diesem Donnerstag, als Tim Höttges sein ursprüngliches Manuskript zur Seite legte und ein Firmen-Video einspielen ließ, das in Meetings den Mitarbeitern gezeigt wird. Tenor: Wir brauchen ein starkes Europa! Das sei ihm, so ergänzte Höttges, eine ganz wichtige Botschaft, die man als Europas führender Telekom-Konzern über das Alltagsgeschäft hinaus aussenden müsse. Als Telekom-Anbieter setzte man auf offene Grenzen, trage dazu bei, Grenzen zu überwinden und sehe mit Sorge, wie sich Europa derzeit eher in die andere Richtung entwickele. Höttges fand deutliche Worte: "Überlassen wir Europa nicht den Populisten!"