Amerikaner lieben große Autos
13. Januar 2011Eines der Kraftpakete auf der Automesse in Detroit ist der neue Ford Mustang Boss 302. Die Bühne vibriert, als der 444 PS-Bolide zeigt, was er unter der Haube hat. Voraussichtlich im Frühjahr kommt die Neuauflage des amerikanischen Klassikers auf den Markt und soll mindestens 41.000 Dollar kosten. Die amerikanische Autobranche zeigt sich selbstbewusst.
Nicht nur Ford, der als einziger der drei großen US-Autobauer ohne die Finanzspritze des Staates wieder auf die Beine kam, auch GM und Chrysler können sich über gestiegene Absätze im vergangenen Jahr freuen. Dabei gilt noch immer: Die Größe macht's. Die mit Abstand meist verkauften Autos im letzten Jahr kommen aus der F-Serie von Ford, es sind die Pickup-Trucks. So verwundert es auch nicht, wenn Konkurrent GMC einen Show-Wagen in der Messe präsentiert, bei dem schon die Größe des Kühlergrills Furcht einflößt.
Ein Arbeitstier für Rancher
Der Sierra All Terrain HD concept ist ein Monstertruck, der mit Hilfe seines V8 Turbodiesel Motors Lasten bis zu sieben Tonnen ziehen kann, zusätzlich zu den 1,2 Tonnen, die man auf die Ladefläche packen kann. Das Arbeitstier ist für Rancher gedacht, die weite Strecken zurücklegen müssen, oder Bauunternehmer, die in einem neu erschlossenen Skigebiet in Colorado Hütten bauen, erklärt Chefdesigner Mike Gillam: "Es gibt viele Menschen in der Mitte der USA, die viel Land besitzen, auf dem nicht alle Straßen ausgebaut sind." Der Sierra sei für alle gedacht, die schwere Arbeit leisten müssen. "Das heißt aber nicht," ergänzt der Designer, "dass der Wagen so, wie er hier steht, nicht auch gut vor einen Country Club passt".
Wer aber nicht nur mit der Größe angeben, sondern auch Umweltbewusstsein demonstrieren will, der kann zwischen immer mehr Elektroautos wählen, die auch noch schick und schnell sind. Während der von Mercedes-Benz präsentierte E-Cell erst 2014 auf den Markt kommen soll, nimmt die kleine amerikanische Start-Up-Firma Li-ion Motors schon in den nächsten Tagen Bestellungen entgegen für den schnittigen "Inizio", sagt Pressesprecher Steve Goldberg und zeigt auf den knallroten Flitzer: "Das ist ein voll ausgebauter Super-Sportwagen, der in dieser Fassung hier 210 Stundenkilometer schnell fahren kann." Es gibt ihn auch in einer anderen Version, die 270 Stundenkilometer schnell ist. "Das", so Goldberg, "wäre dann wohl mit das schnellste, wenn nicht sogar das schnellste Elektroauto der Welt."
"Crossovers" sind der Hit
Die Reichweite des "Inizio" beträgt 320 Kilometer, für das Aufladen muss man acht Stunden einkalkulieren. Für den Hausgebrauch hält die zehn Jahre junge Firma, die in Mooresville im US-Bundesstaat North Carolina zu Hause ist, den Wave 2 bereit. Das futuristisch aussehende Gefährt ist immerhin noch 144 Kilometer pro Stunde schnell und hat eine Reichweite von 240 Kilometern. Wird es an eine Steckdose mit 220 Volt angeschlossen, dann ist es in sechs Stunden aufgeladen. "Der Wave 2 ist ein Alltagsauto, mit 0,8 Kubikmetern Stauraum. Es reicht für die Tasche mit den Golfschlägern, den Wocheneinkauf oder das Gepäck für einen Kurzurlaub." Ein Auto also für jedermann.
Die Durchschnittsfamilie haben alle Autobauer im Sinn, und so werden die sogenannten Crossovers immer beliebter, eine Mischung aus SUV und Mittelklassewagen. Ford stellt mit seinem Show-Wagen Vertrek ein solches Auto vor, das den bulligen Unterbau eines Geländewagens, aber das schnittigere und flachere Oberteil eines Mittelklasseautos hat.
Auch US-Autofahrer achten auf den Verbrauch
Demnächst tatsächlich zu kaufen gibt es den Ford C-Max, und zwar auch in der Hybrid-Version. Denn auch wenn der Anteil der Hybrid-Fahrzeuge in den USA nur bei drei Prozent liegt, den Autobauern ist bewusst, dass die Nutzer auf den Verbrauch schauen, erklärte Ellen Hughes-Cromwick, Chefökonomin bei Ford auf einer Veranstaltung der Gesellschaft der Automobil-Analysten vor Beginn der Messe: "Es gibt den Bedarf für bessere Verbrauchswerte in allen Modellklassen." Für Ford sei das ein Anreiz, bei jeder Neuvorstellung die besten Verbrauchswerte herauszuholen. "Denn wir wissen nicht, wie groß die Schwankungen beim Spritpreis sein werden", sagt die Ökonomin.
Und so kann auch Chrysler-Chef Olivier Francois stolz vermelden, dass der neue Chrysler 300 auf der Autobahn nur acht Liter auf 100 Kilometern verbraucht, und damit Klassenbester in der Reihe der Sechzylinder wird. Denn auch wenn die Autobauer optimistisch in das Jahr 2011 schauen und die Amerikaner immer noch große Autos lieben – man hat aus der Krise gelernt und schaut auf die nächste Generation von Autokäufern, die in einer Rezession aufgewachsen ist und bei denen das Geld nicht mehr so locker sitzt.
Autorin: Christina Bergmann
Redaktion: Monika Lohmüller