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Preah-Vihear gehört Kambodscha

11. November 2013

Ein Tempel als Zankapfel: Der Internationale Gerichtshof hat entschieden, dass "Preah Vihear" künftig komplett zu Kambodscha gehört. Thailand muss nun seine Sicherheitskräfte abziehen.

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Hier lassen Touristen ihr Geld: Das Gebiet rund um die Preah-Vihear-Tempelanlage (Foto: Reuters)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag stellte fest, dass Thailand den ungehinderten Zugang zu dem Tempel sicherstellen muss. Beide Seiten seien verpflichtet, den Konflikt friedlich zu lösen, sagte der Vorsitzende Richter Peter Tomka.

Der Grenzstreit am Preah-Vihear-Tempel war im Jahr 2011 in blutige Gefechte gemündet. Bei den Auseinandersetzungen kamen 28 Menschen ums Leben, tausende Anwohner wurden vertrieben. Nach den Kämpfen verlangte Kambodscha vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine Klärung des genauen Grenzverlaufs.

Das Geld liegt im Umland

Der Hindu-Tempel aus dem 11. Jahrhundert liegt auf einem Kliff. Durch eine Grenzziehung der französischen Kolonialherren von 1904 befindet er sich auf kambodschanischem Gebiet. Weil Thailand jahrelang nicht gegen die alten Grenzen protestiert hatte, entschied der Gerichtshof 1962, dass der Tempel offiziell zu Kambodscha gehöre. Thailand beanspruchte bisher auch gar nicht die Tempelanlage selbst – allerdings waren die Besitzverhältnisse des etwa 4,6 Quadratkilometer großen Umlandes bislang ungeklärt. Und ohne das umstrittene Gebiet war es schwierig, den Tempel wie geplant als Touristenattraktion auszubauen. Nun hat der IGH sein Urteil von 1962 präzisiert und Kambodscha das gesamte Areal zugesprochen. Damit kann das Land künftig auch Geld mit dem UNESCO Weltkulturerbe verdienen.

Buddhistische Mönche besuchen den 900 Jahre alten Preah-Vihear-Tempel. (Foto: Reuters)
Buddhistische Mönche im Preah-Vihear-TempelBild: Reuters/Samrang Pring

Politische Machtspiele

Das IGH-Urteil war in der Grenzregion mit Sorge erwartet worden. Dutzende thailändischer Schulen blieben vorsorglich geschlossen. Am Wochenende hatte Thailand vorsorglich Sicherheitskräfte in der Region stationiert. Ein kambodschanischer Händler sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Wir haben unsere Bunker vorbereitet, falls die thailändischen Truppen das Feuer eröffnen.“ Die Richter verpflichteten Thailand nun, seine Soldaten und Polizeikräfte aus dem Gebiet abzuziehen.

Die thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra hatte angekündigt, direkt nach der Urteilsverkündung mit Kambodscha Kontakt aufzunehmen, um jeglichen Konflikt zu vermeiden.

Für Thailand ist das Urteil von besonderer innenpolitischer Bedeutung. Die Regierung steht bei der Bevölkerung zurzeit wegen umstrittener Amnestie-Gesetze in der Kritik. Auch am Montag waren deshalb wieder tausende Menschen in Bangkok auf die Straße gegangen. Das Urteil des Internationalen Gerichtshofes könnte der Regierungsopposition in die Hände spielen und die Proteste weiter anheizen: Der Bruder der Ministerpräsidentin, Thaksin Shinawatra, ist mit dem kambodschanischen Staatsoberhaupt Hun Sen befreundet.

ch/kle (afp, dpa)