Untreue-Anzeigen gegen Bischof
11. Oktober 2013Der Druck wächst, aber der Bischof schweigt. Auch schriftlich will sich Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht erklären. Dabei hatte der Limburger Bischof noch im Interview mit der "Bild"-Zeitung am Donnerstag vollmündig angekündigt, sich mit einem Brief an die Gläubigen wenden zu wollen, um "manches klarzustellen", was da in den vergangenen Tagen über seine sündhaft teure Bischofsresidenz geschrieben wurde. Doch daraus ist bislang nichts geworden. Es gebe keinen bischöflichen Brief, sagte eine Bistumssprecherin am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nähere Angaben machte sie nicht.
Zwei Staatsanwaltschaften beschäftigt
Der Limburger Bischof steht in der Kritik, seit bekannt wurde, dass die Kosten für seinen neu- und umgebauten Bischofssitz von ursprünglich 5,5 auf 31 Millionen Euro angestiegen sind. Inzwischen prüft die Limburger Staatsanwaltschaft, ob sie wegen Untreue ermittelt. Es seien neun entsprechende Anzeigen eingegangen, bestätigte ein Sprecher. Bis Ende nächster Woche werde geprüft, ob es einen hinreichend konkreten Anfangsverdacht gibt.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ist da schon weiter. Sie hatte am Donnerstag bekanntgegeben, dass sie den Erlass eines Strafbefehls gegen Tebartz-van Elst wegen falscher Versicherungen an Eides Statt in zwei Fällen beim Amtsgericht beantragt hat. Hintergrund sind mutmaßlich falsche eidesstattliche Erklärungen im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien. Der Bischof hatte darin bestritten, gegenüber einem "Spiegel"-Journalisten einen Flug in der Business-Klasse bestätigt zu haben. Inzwischen ist ein Video-Mitschnitt ebendieses Gesprächs bekanntgeworden.
Mehr Kirchenaustritte
In Limburg und Umgebung häufen sich inzwischen die Kirchenaustritte. Seit Mittwoch haben laut Amtsgericht rund 50 Katholiken ihren Austritt erklärt. Ein rasanter Anstieg, denn üblich seien im Jahresschnitt ein bis zwei Austritte täglich.
Auch im Bistum selbst wächst die Kritik: Der Sprecher des bischöflichen Vermögensverwaltungsrats, Jochen Riebel, warf dem Bischof vor, die Öffentlichkeit gezielt belogen zu haben: Als der Bischof im Juni gesagt habe, die Baukosten für seine Residenz betrügen knapp unter zehn Millionen, sei Tebartz-van Elst bekannt gewesen, dass diese Zahl nicht der Wahrheit entspreche, sagte er der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht des Hessischen Rundfunks.
Kritik aus der Kirche
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sorgt sich nun um das Ansehen seiner Kirche. "Gerade wir Bischöfe müssen uns fragen, wie und wo wir wohnen und leben. Wenn neu gebaut wird, haben wir Möglichkeiten, Zeichen zu setzen", sagte Zollitsch der "Passauer Neuen Presse". "Papst Franziskus lehrt uns allen einfaches Leben, Demut und Bescheidenheit", mahnte er.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, fordert ein Eingreifen des Papstes. "Es sind rasche Entscheidungen notwendig", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Der Vorsitzende des konservativen Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert, sagte dagegen im Deutschlandfunk, der Bischof müsse erst zurücktreten, wenn er rechtskräftig verurteilt sei.
det/sti (dpa, epd)