Unterirdische Zeitreise: Unterwegs mit der Pariser Métro
Ob über die schönen Künste, die Könige oder den Krieg: Die Stationen der Pariser Métro erzählen ihre ganz eigene Geschichten.
Bonjour Monsieur le président!
Wer den Triumphbogen besichtigen möchte, steigt bei Charles de Gaulle - Étoile aus. De Gaulle war von 1959 bis 1969 der erste Präsident der Fünften Republik Frankreichs. Im Zweiten Weltkrieg führte er den Widerstand gegen die deutschen Besatzer an. Der Triumphbogen steht auf einem Platz, von dem zwölf Straßen sternenförmig abgehen - daher der Zusatz Étoile ( Stern) beim Namen dieser Station.
Ruhestätte der großen Künstler und Musiker
Sängerin Édith Piaf, Komponist Frédéric Chopin und Dichter Jean de La Fontaine - sie alle liegen auf dem berühmtesten Friedhof in Paris: dem Cimetière du Père Lachaise. Pater "Père" Lachaise war unter anderem der Beichtvater von König Ludwig dem XIV. Seinen Namen hinterließ er nicht nur dem Friedhof, sondern auch der Métrostation daneben.
Der weiße Staub aus den Montmartre-Steinbrüchen
Paris war nicht immer eine prestigeträchtige Modemetropole: Der Name der Station Blanche geht zurück auf das 17. Jahrhundert. Damals wurde Gips aus den Steinbrüchen bei Montmartre (damals noch ein Dorf außerhalb von Paris) auf Karren über den "weißen Platz" transportiert. Der weiße Staub legte sich auf die Häuser und Fassaden und gab der Station als auch dem Platz seinen Namen.
Ein U-Boot unter der Erde
Der hohe Stellenwert der Künste macht sich in der Museumsstadt Paris sogar in der Métro bemerkbar. Arts et Métiers liegt unter dem gleichnamigen Museum und der gleichnamigen Hochschule im dritten Arrondissement. Die Wände sind mit Kupferplatten verkleidet und sollen durch angedeutete Bullaugen an Jules Vernes U-Boot "Nautilus" aus seinem Roman "Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer" erinnern.
Menschenrechte an der Wand
Die Place de la Concorde ist einer von fünf königlichen Plätzen in Paris. Während der Französischen Revolution enthaupteten die Revolutionäre dort im Herzen von Paris unter anderem den König und die Königin auf ihrem blutigen Feldzug im Namen der Freiheit. Die Bürger- und Menschenrechte von 1789 stehen an der Wand der Station Concorde über den Gleisen der Linie 12.
Erinnerung an blutige Zeiten
Zwei Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die ehemalige Station Aubervilliers einen neuen Namen. Stalingrad erinnert seitdem an die Verteidigung der gleichnamigen russischen Stadt durch die Rote Armee und ihrer Verbündeter während des Zweiten Weltkriegs. 2016 wurde die Station mehrfach in den Medien erwähnt, da geflüchtete Menschen ein Zeltlager in der Nähe aufgeschlagen hatten.
Vive la révolution!
Auf der Place de la Bastille begann 1789 die Französische Revolution mit dem Sturm auf das gleichnamige damalige Gefängnis am 14. Juli. Bis heute feiern die Franzosen an diesem Datum ihren Nationalfeiertag mit einer Parade und Feuerwerk. 1905 entdeckte man Fundamentreste eines der acht Türme der Bastille. Heute markiert eine gelbe Linie auf dem Gleis der Linie 5 die Fundstelle.
Die Kirche im Sumpf
Die katholische Kirche spielt in Frankreichs Geschichte eine große Rolle. Bis heute kann sie die meisten Anhänger unter sich vereinen. Saint Paul war ein katholischer Heiliger - die Station verdankt ihren Namen der gleichnamigen Kirche. Sie liegt im Marais (Sumpf), einem Viertel, benannt nach einem Sumpfgebiet am nördlichen Seineufer, das im 13. Jahrhundert trockengelegt wurde.
Lernen mit Prestige
Bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts beherbergte das Hotel Cluny die angehenden Äbte, die an der Universität Sorbonne studierten. Auch heute noch werden im Hauptgebäude der ehemaligen theologischen Lehranstalt im Quartier Latin Studenten unterrichtet. Mittlerweile stehen dort aber vor allem Literatur- und Sprachenwissenschaften auf dem Programm.
Umfunktionierter Stadtpalast
Ein wenig royaler Charme muss sein: Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Kardinal Richelieu einen Stadtpalast erbauen. 1643 übernahm ihn die königliche Familie. Fortan war er unter Palais-Royal bekannt. Heute beherbergt er den Staatsrat, das Theater Comédie-Française, den Verfassungsrat und das Kulturministerium. Der Namenszusatz der zugehörigen Station weist auf den neuen Eingang des Louvre hin.
Einer für alle, und alle für einen!
Frankreich ist stolz auf seine Dichter, Denker und Poeten. Viele Métrostationen tragen daher Namen berühmter Schriftsteller wie Victor Hugo oder Émile Zola. Am 1. April 2016 benannte der Pariser Verkehrsverbund die Station Alexandre Dumas für einen Tag um und gab ihr den Namen eines seiner bekanntesten Werke: "Les Trois Mousquetaires" ("Die drei Musketiere").
Die Ausstellung beginnt auf dem Gleis
Einst Residenz der Könige, beherbergt der Louvre-Palast seit 1791 das meistbesuchte Kunstmuseum der Welt: das Musée du Louvre. Noch vor dem eigentlichen Besuch gibt es es schon an der Métrostation Louvre-Rivoli einen Vorgeschmack auf die Exponate: Hinter Vitrinen stehen Replikate bekannter Ausstellungsstücke des Museums.