UEFA schuld an Chaos bei Finale nahe Paris
14. Februar 2023"Es ist bemerkenswert, dass niemand sein Leben verloren hat." In diesem Satz gipfelt ein 220-seitiger Bericht einer unabhängigen Untersuchung zum Zuschauer-Chaos rund um das Finale der Champions League im Mai 2022 in St. Denis nahe Paris. Die Partie zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid (0:1) hatte mit rund einer halben Stunde Verspätung angepfiffen werden müssen, nachdem sich im Umfeld des Stade de France tumultartige Szenen abgespielt hatten. Rund 2700 Fans hatten trotz gültiger Tickets das Stadion nicht betreten können.
Rund 230 Verletzte durch Tränengas
Die UEFA trage als Veranstalter des Endspiels die Hauptverantwortung für die Organisationsfehler, "die fast zu einer Katastrophe geführt hätten", heißt es in dem Bericht der Untersuchung, die vom europäischen Fußballverband selbst in Auftrag gegeben worden war. Kritisiert wurde aber auch das Verhalten der französischen Behörden.
Tausende Liverpooler Fans waren vom Bahnhof aus zu einem schmalen, von Beton eingefassten Kontrollpunkt nahe einer Autobahn geschleust worden. Vor diesem hatten sich die Fanmassen stundenlang gestaut. Als einige Fans über Mauern geklettert waren, um noch rechtzeitig ins Stadion zu gelangen, hatte die Polizei Tränengas eingesetzt. 230 Personen waren verletzt worden. Die Polizei hatte - wie sich später herausstellte - fälschlicherweise behauptet, es habe sich um Liverpooler Fans ohne Tickets gehandelt.
Der wegen des oft brutalen Einschreitens der Pariser Sicherheitskräfte umstrittene Polizeipräfekt der Hauptstadt, Didier Lallement, hatte sich anschließend als oberster Ordnungshüter der französischen Hauptstadt in den Ruhestand verabschiedet. Das Chaos beim Champions-League-Finale hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
UEFA: "Liverpool-Fans zu Unrecht beschuldigt"
Die UEFA will nach eigenen Angaben nun das Ergebnis des Untersuchungsberichts analysieren. Man arbeite außerdem daran, das Geld für die Fans zurückerstatten, die nicht ins Stadion gelangt waren. "Im Namen der UEFA möchte ich mich noch einmal aufrichtig bei all jenen entschuldigen, die betroffen waren", sagte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis. "Insbesondere möchte ich mich bei den Anhängern des FC Liverpool für die Erfahrungen entschuldigen, die viele von ihnen beim Besuch des Spiels gemacht haben, sowie für die Nachrichten, die vor und während des Spiels veröffentlicht wurden und die dazu geführt haben, dass sie zu Unrecht für die Situation verantwortlich gemacht wurden, die zu dem verspäteten Anpfiff führte."
Die Fangruppe "Spirit of Shankly" begrüßte die Ergebnisse des Berichts über eine Nacht, die sie als einen "Strudel aus Chaos und Alarm, der dazu führte, dass einige Fans um ihr Leben fürchteten", beschrieb. "Die Fans wurden entlastet", heißt es in einer Erklärung der Fangruppe weiter. "Ein Zusammenbruch der Kommunikation an diesem Tag, das Versagen der UEFA, der französischen Polizei und der Behörden waren die Schuldigen. Die Schande - beginnend mit dem Stadionplakat, das ankündigte, dass sich der Anpfiff aufgrund der verspäteten Ankunft der Fans verzögert, über Tränengas und Pfefferspray, Taschendiebstahl und Angriffe auf die Fans, bis hin zu der Angst, dass sie sterben könnten - liegt bei ihnen."
sn/asz (dpa, sid, UEFA)