Werder weiter in Abstiegsgefahr
7. Juni 2020Was haben Robert Lewandowski und Werder Bremen gemeinsam? Beide haben in dieser Saison 30 Tore in der Bundesliga geschossen. So simpel wie das klingt, so ist es auch: Werder hat die wenigsten Treffer der Liga erzielt und mit 63 die meisten Gegentore kassiert. Was den Bremern fehlt, ist ein Mann mit Durchschlagskraft, einer der die Tore schießt. Jemand wie Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg, der am Sonntagmittag den 1:0 (0:0)-Siegtreffer gegen Werder machte, und zwar so, wie es ein Torjäger machen muss: richtig platziert, wuchtig abgeschlossen, unhaltbar für den gegnerischen Torwart. Es war fast die einzige Torgelegenheit der Wolfsburger. Aber die haben sie genutzt.
Und Bremen? Ist seit über neun Monaten zu Hause sieglos. Der Tabellen-Vorletzte kassierte die insgesamt 17. Pleite der Saison (zehn davon im eigenen Stadion) und hat nun drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Sogar sechs Zähler fehlen bei vier noch anstehenden Spieltagen auf das rettende Ufer, Platz 15, auf dem momentan Fortuna Düsseldorf liegt. Das Bremer Restprogramm klingt schwierig: auswärts in Paderborn, zu Hause gegen den scheinbar unschlagbaren FC Bayern, auswärts gegen Mainz und zum Abschluss gegen Köln. Aber auch die Konkurrenz aus Düsseldorf muss noch gegen Dortmund und Leipzig ran. Es ist also noch nicht verloren, der zweite Abstieg der Werder-Klubgeschichte längst nicht besiegelt.
Kein Nachfolger für Goalgetter Kruse
Dennoch fehlen die Punkte - und die entscheidenden Spielsituationen. "Wir müssen mehr Risiko gehen", brachte es Werder-Kapitän Niklas Moisander nach der Niederlage gegen die Wolfsburger beim Streamingsender DAZN auf den Punkt. "Wir haben alles gegeben, gut gekämpft." Doch wie schon so oft in der Saison fehlte auch dieses Mal die entscheidende Flanke, das Zuspiel, der "tödliche Pass". Mit dem verletzten Milot Rashica konnte eine wichtige Offensivkraft nicht mitspielen, auch Leonardo Bittencourt war angeschlagen und wurde nur eingewechselt. Yuya Osako war erneut zu harmlos.
Die große Lücke, die Max Kruse, Bremens bester Angreifer der vergangenen Jahre, hinterlassen hat, kann Osako nicht füllen. "Bei den Stürmern muss einmal der Knoten platzen. Wir haben den einen oder anderen, der jetzt nochmal zurückkehrt, der jetzt nochmal Hoffnung macht, Niklas Füllkrug, der nächste Woche dabei sein wird", sagte Werder-Trainer Florian Kohfeldt.
Vor neun Monaten war Kruse ablösefrei zu Fenerbahce Istanbul in die türkische SüperLig gewechselt, nachdem man sich nicht über eine Verlängerung des Vertrags einigen konnte. Elf Tore und zehn Vorlagen steuerte er in der vergangenen Saison bei, die Werder auf Platz acht beendete. In den vergangenen Jahren war der auf dem Platz lautstarke Führungsspieler Kruse stets ein Leistungsträger. Und auch in den aktuellen Krisenzeiten werden die Rufe nach einer Rückkehr von Kruse an die Weser wieder lauter. Doch dazu müsste Werder erst einmal die Klasse halten.
Ziel ist die Relegation
Dabei müssen vor allem zu Hause Punkte her, insgesamt hat Werder nur sechs Punkte (ein Sieg, drei Unentschieden, elf Niederlagen) im Weserstadion geholt und ist das heimschwächste Team der Liga. "Ich will alles tun, dass wir drinbleiben", bekräftigte Kohfeldt, der das Ziel Relegation ausgegeben hat. "Jede Faser muss das jetzt ausstrahlen. Das war keine tote Mannschaft heute."
Aber nur kämpfen reicht meistens nicht, das wissen die Bremer schon seit der Hinrunde, die sie ebenfalls auf dem vorletzten Platz beendeten, mit damals bereits 23 geschossenen Toren. Es wird ein harter Kampf um Platz 16. Und selbst wenn der erreicht ist, heißt das noch gar nichts. Die möglichen Gegner in der Relegation heißen: VfB Stuttgart, 1. FC Heidenheim oder: Hamburger SV.