UNICEF benötigt Geld für Syrien-Hilfe
8. März 2013"Wir haben gerade die Zahl von einer Million Flüchtlingen erreicht", sagte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, am Freitag (08.03.2013) in Berlin. Damit hatten die Vereinten Nationen erst im Sommer gerechnet. Um so dringlicher appellierte Schneider an die internationale Gemeinschaft, mehr Geld für die vom syrischen Bürgerkrieg betroffenen Menschen zur Verfügung zu stellen. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. Vor allem die Versorgung mit Trinkwasser bereitet UNICEF und den anderen Hilfsorganisationen immer größere Probleme.
Besonders Kinder sind betroffen
Schneider ist vor wenigen Tagen aus dem Flüchtlingslager Za'atari in Jordanien zurückgekehrt, nun informierte er den deutschen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) über seine Eindrücke. Jeden Tag kämen zwei- bis dreitausend Menschen aus Syrien über die Grenze, meistens nachts. Den Anteil der Kinder schätzt Schneider auf 60 Prozent. "Man muss inzwischen von einer wirklich großen humanitären Krise, einem Flüchtlingsdrama in der Region sprechen." Schneider und Niebel kennen sich gut. Kurz vor Weihnachten haben sie gemeinsam ein Flüchtlingslager in Beirut besucht.
Seit Beginn des Bürgerkriegs vor zwei Jahren hat allein das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen von der Bundesregierung rund 30 Millionen Euro für sein Engagement in Syrien und den Nachbarländern erhalten. Neben Jordanien und dem Libanon nehmen auch der Irak und die Türkei Flüchtlinge auf. Insgesamt hat Deutschland nach Niebels Angaben bislang 118 Millionen Euro bereitgestellt, um die humanitäre Hilfe in der Region zu unterstützen.
Wie dramatisch die Lage in Syrien selbst ist, ließ sich Niebel von der stellvertretenden UNICEF-Exekutivdirektorin Yoka Brandt schildern. Jedes zweite Kind leide unter Durchfall oder Fieber, die Wasserversorgung sei auf ein Drittel des Vorkriegsvolumens gesunken. Und ein Fünftel der Schulen sei zerstört oder beschädigt. "Die Krise in Syrien ist eine Krise der Kinder", betonte Brandt bei ihrem Besuch in Berlin.
Hilfsaktionen sind gefährdet
Begleitet wurde die UNICEF-Direktorin vom Leiter der weltweiten Nothilfe des UN-Kinderhilfswerks, Ted Chaiban. Er hat kürzlich die umkämpften Gebiete in Syrien besucht. "Fast überall hört man im Hintergrund ständig Explosionen, und trotzdem geht das Leben irgendwie weiter", berichtete Chaiban. Die Menschen würden sich in ihren oft zerstörten Häusern verschanzen. "Wir kümmern uns natürlich zuerst um die Sicherheit und den Schutz der Leute, einschließlich der Kinder."
Wenn allerdings nicht schnell weitere finanzielle Unterstützung geleistet werde, müsse UNICEF seine Nothilfe-Maßnahmen einschränken, warnten die Vertreter des UN-Kinderhilfswerks übereinstimmend. Entwicklungsminister Niebel will nun prüfen, ob er kurzfristig weitere Millionen aus seinem Etat bereitstellen kann.