Ungewollte Verstärkung am Ground Zero
5. Oktober 2003Der Bauherr für Ground Zero, Larry Silverstein, hat drei zusätzliche Architekten mit Weltruf engagiert: Lord Norman Foster aus London, Jean Nouvel aus Paris sowie den Japaner Fumihiko Maki. Sie seien als "drei der brilliantesten Architekten der Welt bekannt", verkündete Silverstein. Offiziell sollen die Designer Daniel Libeskind unterstützen - er hatte den Architektur-Wettbewerb um den Wiederaufbau des New Yorker World Trade Centers (WTC) gewonnen.
Kritik am Design des Siegers
Das Signal ist ziemlich deutlich. Auch wenn Libeskinds Pläne sich im Februar 2003 gegen alle anderen Entwürfe durchsetzten: Silverstein gefallen sie nicht. Daraus hat der Immobilienmagnat in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht. Es gehe ihm darum, dass sich alle Teile des neuen World Trade Centers architektonisch voneinander unterscheiden, erklärte Silverstein. Die Verstärkung stelle sicher, dass die neuen Gebäude "die Kennzeichen von New York" würden. Die "New York Times" interpretierte die Entscheidung als einen Hinweis darauf, dass sich das Design noch maßgeblich ändern solle. Bereits jetzt arbeitet Libeskind mit dem Architekten David Childs zusammen, der auf Wolkenkratzer spezialisiert ist.
Libeskind will eine Gruppe von futuristischen Türmen mit schrägen Dächern bauen. Aus dem Ensemble soll ein Turm mit Gärten herausragen: der "Freedom Tower". Dessen Höhe von 1776 Fuß (etwa 540 Meter) soll an das Jahr der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung erinnern. Das Gebäude wäre das höchste der Welt. Außerdem wird nach Libeskinds Plänen die Sonne auf das Gelände scheinen, teils direkt, teils von Gebäuden reflektiert - und zwar genau von 8.46 bis 10.28 Uhr, die Zeit zwischen den beiden Flugzeug-Einschlägen am 11. September 2001. Silverstein pocht auf vollständigen Ersatz der elf Millionen Quadratmeter Bürofläche des früheren WTC.
Gesamtbild nicht verwässern
Im September 2003 wurde bereits ein überarbeiteter Plan vorgestellt. Libeskind sagte selbst, er werde nicht jedes einzelne der Gebäude bauen. Doch er will sich nicht auf jeden Kompromiss einlassen. Bestimmte Aspekte, vor allem der "Freedom Tower", müssten nach seinen Vorstellungen gestaltet werden, "damit das Gesamtbild erhalten bleibt". (reh)