Ungarische Ordensträger gegen Orban-Freund
22. August 201640 prominente Ungarn aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur haben ihre hohen staatlichen Auszeichnungen zurückgegeben, nachdem die rechtsnationale Regierung den umstrittenen Publizisten Zsolt Bayer (Foto) mit dem Verdienstorden geehrt hatte. Bayer, ein Freund von Ministerpräsident Viktor Orban, ist wegen seiner antisemitischen und rassistischen Hetz-Kommentare berüchtigt.
Heisler: "Nicht einmal virtuell in der selben Gesellschaft wie Bayer"
Unter den Persönlichkeiten, die ihre Orden zurückgaben, ist auch Andras Heisler, der Vorsitzende des Verbandes der jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz). "Nicht einmal virtuell möchte ich mich in der selben Gesellschaft befinden wie Zsolt Bayer", begründete Heisler auf seiner Facebook-Seite die Rückgabe des 2011 erhaltenen Verdienstordens.
Bayer war am Samstag vom ungarischen Präsidenten Janos Ader ausgezeichnet worden. Er hatte unter anderen geschrieben, dass bei den Ausschreitungen ultra-rechter Freikorps in den Jahren 1919/20 nicht genügend Linke und Juden umgebracht worden seien. Auch die Roma werden immer wieder zur Zielscheibe von Bayers rassistischen Ausfällen. 2013 hatte er in einer Kolumne der Zeitung "Magyar Hirlap" Mitglieder der Roma-Minderheit als "Tiere" bezeichnet, die "nicht existieren dürften". Die Zeitschrift war daraufhin zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Fidesz verteidigt Verdienstorden am Ritterkreuz für Bayer
Die Regierungspartei Fidesz verteidigte die Entscheidung, dem Rechts-Außen-Publizisten den Ungarischen Verdienstorden am Ritterkreuz verliehen zu haben. "Zsolt Bayer hat als Literat etwas auf den Tisch gelegt", erklärte Fidesz-Fraktionssprecher Janos Halasz in Budapest. Dagagen erklärte das Büro von Ministerpräsident Orban, Bayer sei wegen der Bildung einer Vereinigung für Opfer des Kommunismus ausgezeichnet worden, nicht für seine Schriften. Eine Wiederaberkennung der Auszeichnung stehe nicht auf der Tagesordnung.
sti/stu (afp dpa)