UNESCO-Bericht: Bildung für alle noch in weiter Ferne
Die UN-Organisation UNESCO warnt davor, dass wichtige globale Ziele im Bildungswesen nicht erreicht werden könnten - mit zum Teil verheerenden Folgen für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.
Sechs Wege aus der Krise
Die "Education for All"-Agenda der UNESCO sollte bis 2015 umgesetzt werden - doch die UN-Organisation zeichnet ein düsteres Bild. Mit der bisherigen Entwicklung werde nicht eines der sechs gesteckten Ziele erreicht werden. Es herrsche eine "globale Bildungskrise", vom Vorschulalter bis zur Oberstufe. Mit Abstand am schlechtesten steht es jedoch um die Lese- und Schreibfähigkeit bei Erwachsenen.
Ziel Eins: Frühkindliche Entwicklung
In Jamaika wurden unterentwickelte Kleinkinder aus benachteiligten Familien in einem Test regelmäßig von Psychologen geistig gefordert. Das Ergebnis: 42 Prozent von ihnen verdienten mit 20 Jahren besser als ihre Altersgenossen. Zu den Schlusslichtern der Länder, in denen unter fünf Prozent der Kleinkinder vorschulisch betreut werden, zählen heute Jemen, Somalia und - im Bild - Burkina Faso.
Zweitens: Universelle Grundbildung
Größten Nachholbedarf haben Länder südlich der Sahara: Rund ein Fünftel aller Kinder im Grundschulalter gehen nicht zur Schule. Damit würden das Ziel, dass diese Kinder eine Grundschulbildung genießen können, bei Jungen erst 2021 und bei Mädchen 2086 erreicht. Spitzenreiter-Länder, die die Zahl der Nichtschüler bereits um über 85 Prozent gesenkt haben, sind Laos, Ruanda und - wie hier - Vietnam.
Drittens: Oberschulbildung
Vielen Jugendlichen fehlen die Grundfertigkeiten, die durch Oberschulbildung erworben werden. Ein gefährliches Defizit: Die Demokratische Republik Kongo (Bild) zum Beispiel verzeichnet jährlich rund ein Fünftel aller weltweiten Malaria-Toten. Laut dem UN-Bericht ließe sich diese Zahl um rund 35 Prozent verringern, hätte das jeweilige Familienoberhaupt eine entsprechende Schulbildung genossen.
Viertens: Kampf gegen Analphabetismus
Das vierte erklärte Ziel der UNESCO ist es, die weltweite Analphabetenrate zu senken. Trauriger Spitzenreiter ist Indien (Bild) mit rund 287 Millionen Erwachsenen, die weder schreiben, noch lesen können - seit Jahren nahezu ohne Veränderung. Eine hohe Alphabetisierungsrate jedoch gilt als Grundvoraussetzung für soziale und wirtschaftliche Entwicklung.
Fünftens: Geschlechtergleichheit
Der fünfte wichtige Schritt, Bildung für alle sicherzustellen, ist laut UNESCO, für Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern zu sorgen. Dabei nehme die Benachteiligung von Mädchen zu, je ärmer die Bevölkerung sei - und je höher der erstrebte Bildungsgrad. Dass auf diesem Gebiet ein zügiger Wandel möglich ist, hat die Türkei (Bild) bewiesen; hier herrscht mittlerweile nahezu Chancengleichheit.
Schnappt die Kostenfalle zu?
Laut UNESCO ist die Grundbildung von Kindern global mit rund 19 Milliarden Euro unterfinanziert - und die Hilfsgelder werden weniger, warnt die Organisation. Nun müssten die jeweiligen Regierungen selbst einspringen. Als positive Beispiele nennt der UN-Bericht dabei schon die Ankündigung von Ländern wie Benin, Äthiopien und Afghanistan (Bild), ihre Budgets nicht - wie andere - zu kürzen.
Lebensretter Bildung
Weltweit haben rund 57 Millionen Kinder immer noch keinen Zugang zu Bildung - mit weitreichenden Folgen: Würden zum Beispiel alle Mädchen weltweit wenigstens in den Genuss einer Grundschulausbildung kommen, so ließe sich laut dem UN-Bericht allein damit bereits die Müttersterblichkeit bei der Geburt um zwei Drittel senken.
Schule allein hilft nicht
Ein Drittel aller Kinder im Grundschulalter, so die UNESCO, bekommt im Unterricht nicht das nötige Basiswissen vermittelt. Die Forderung: Weltweit rund 1,6 Millionen zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer. In Malawi würde dies etwa bedeuten, den jährlichen Lehrerzuwachs von derzeit einem auf 15 Prozent zu erhöhen. Statt der geplanten 40 kommen hier derzeit noch 76 Schüler auf einen Lehrer.
Not und Tugend
Besonders in Entwicklungsländern herrscht weitverbreiteter Lehrermangel - mancherorts jedoch mit innovativen Folgen: So fördert Kambodscha beispielsweise nicht zuletzt auch wegen Lehrermangels das integrierte Lernen über verschiedene Altersgruppen hinweg und den Einsatz von Lehrkräften aus ethnischen Minderheiten. Im Bild: Unterricht an einer Schule mit Schwerpunkt auf Tanzkunst.