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Frauen im Pop

Heike Mund13. August 2013

Lady Gaga, Pink, Madonna - auch weibliche Pop-Stars stürmen heute die Charts. In den sechziger Jahren war das kaum vorstellbar: Frauen waren höchstens als Groupies gefragt, als Musikerinnen blieben sie eine Minderheit.

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Lady Gaga, left, is welcomed by fans upon her arrival at Narita international airport in Narita, east of Tokyo, Tuesday, May 8, 2012. The American singer on a Asian tour schedules to hold three concerts this week in Saitama, north of Tokyo. (AP Photo/Shizuo Kambayashi)
Popstar Lady Gaga wird von Fans begrüsstBild: AP

Die erste deutsche Frauen-Beatband, die "Rag Dolls" ("Die Lumpenpuppen") kam aus dem Ruhrpott, aus Duisburg: Zechen und Stahlwerke, harte Maloche und rußverschmierte Kerle in Arbeiterkluft bestimmten damals den Alltag. Der Fotograf Wilfried Kaute, mit einer der vier Musikerinnen befreundet und später Manager der Band, hat den ersten Auftritt der "Rag Dolls" noch vor Augen. "Wenn sie auf die Bühne kamen, gab es erstmal schweigendes Staunen und nur verhaltenen Beifall - nach dem Motto: ist ja ganz okay, aber übt erstmal. Die Idole in der Musik waren eben die Beatles und die Rolling Stones."

***ACHTUNG NUTZUNG NUR FÜR DEN ARTIKEL ZU DEN RAG DOLLS VON HEIKE MUND***** Die erste deutsche Frauenband "Rag Dolls". Foto 2: Die 'Frauenband "Rag Dolls" aus dem Ruhrgebiet. Das S/W-Foto zeigt die Band im Probenraum in Duisburg von links: Hilla Pantenberg, Rita Fontein, Renate Wassermeyer, Marianne Orlowski Ort: Duisburg/West-Germany Jahr: 1965 Copyright: Privatarchiv Ilse Jung
"The Rag Dolls", Frauenband aus dem RuhrgebietBild: Privatarchiv Ilse Jung

Groupie oder Popstar?

Gerade die Beatmusik sei damals eine reine Männerdomäne gewesen, meint Wilfried Kaute: "Die Mädels mussten brav sein und unten stehen und klatschen. Als Groupie waren sie noch willkommen, aber oben auf der Bühne: nein, das ging nicht. Es gab Ausnahmen im Schlagerbereich: Heidi Brühl oder Peggy March aus England. In der Beat- und Rockmusik gab's das nicht." Junge Frauen, die in den 60er Jahren Musikerinnen werden wollten, ernteten selbst bei ihren Freundinnen nur Kopfschütteln und Unverständnis: Mädchen sollten häkeln, stricken, kochen lernen, aber nicht Gitarre spielen.

Top Motown soul pop group Diana Ross and the Supremes, left to right, Mary Wilson, Diana Ross and Cindy Birdsong, 1968. (Photo by Keystone/Getty Images)
Berühmte Vokalgruppe: Diana Ross and the SupremesBild: Getty Images

Frauen an der E-Gitarre sind in der Musik-geschichte an einer Hand abzuzählen. Das fand der Musikwissenschaftler und Kurator Dr. Thomas Mania bei der Vorbereitung der Ausstellung "She Pop - Frauen.Macht.Musik" im Rock- und Popmuseum in Gronau heraus: "Da gab es in den 50er Jahren zum Beispiel Cordell Jackson, die hat Rockabilly-Gitarre gespielt. Aber das war die absolute Ausnahme. Musikerinnen kannte man in den fünfziger Jahren eigentlich nur als Vokal-Gruppen, wie etwa die Supremes aus Amerika. Und das hatte sich bis zu den Studentenunruhen in den 60er Jahren nicht groß verändert."

Backstage im "Panikorchester"

Daran erinnert sich auch Sängerin und Songtexterin Ulla Meinecke: "Ich habe Gitarre gespielt. Seit meinem zehnten Lebensjahr. Aber in der Schulband wollte mich damals natürlich kein Schwein mitspielen lassen. Das war Anfang der sechziger Jahre undenkbar: Ein Mädchen an der Gitarre. Und das hat dann dazu geführt, dass ich die Gitarre so mit 17, 18 mehr oder weniger an den Nagel gehängt habe."

***ACHTUNG EINSCHRÄNKUNG: nur einmalige Verwendung wie mit Ulrike Bauer besprochen!*** "Hinweis auf das Buch »Im Augenblick«" Pressebild, eingestellt im Juli 2013
Sängerin Ulla MeineckeBild: Daniel Biskup

Trotzdem ließ sich Ulla Meinecke nicht davon abhalten, Musikerin zu werden. Sie begann Songtexte zu schreiben. Und fing ihre Karriere nicht auf der Bühne, sondern im Backstage-Bereich an. In Hamburg managte sie das "Panik-Orchester" des deutschen Rocksängers Udo Lindenberg und organisierte Konzerte. Als Lindenberg 1976 dann zufällig einen Song von ihr hörte, ermutigte er sie das Singen und Schreiben zum Beruf zu machen.

Einsamer Leuchturm

Die Karriere der "Rag Dolls" war zu der Zeit schon zu Ende: 1969 ging die Band auseinander. Zu unterschiedlich waren die Zukunftspläne der vier jungen Frauen, erinnert sich Wilfried Kaute: "Nur zwei sind professionelle Musikerinnen geworden und sind auch ihren Weg gegangen." Die Schlagzeugerin Renate Wassermeyer ging zu den "Liverbirds" nach England - eine der wenigen Frauenbands, die in der Beatleszeit im Konzertbetrieb Fuß fassen konnten. Auch die Gitarristin Ilse Koeppen blieb der Popmusik treu und spielt heute noch in einer Band. "Dass es die 'Rag Dolls' in den 60er Jahren gab, hatte Leuchtturm-Charakter," sagt Dr. Thomas Mania. "In Deutschland gab es keine Nachfolger-Band. Man kann also nicht sagen, dass die "Rag Dolls" der Ausgangspunkt für eine Entwicklung in der Musikgeschichte waren. Das war eine einzigartige Sache."

Punksaengerin Nina Hagen singt am Donnerstag, 6. Mai 2004, vor dem Reichstag in Berlin. Hagen nahm an einer Veranstaltung zum Nationalen Mukoviszidose Tages teil, bei der "Schutzengel" ins Berliner Stadgebiet entsendet wurden um ueber das Leben mit dieser unheilbaren Erbkrankheit zu informieren. (ddp images/AP Photo/Herbert Knosowski)
Schrill und unbeschreiblich laut: Punklady Nina HagenBild: AP

Die weibliche Punk-Welle

Mit Aufkommen der Punkmusik Ende der 70er Jahre stürmten junge Frauen mit Macht die Clubs und Konzertbühnen: Vorreiterinnen war die Band "The Slits" aus Grossbritannien. Androgyn, provokant, mit energiegeladenenem druckvollem Spiel und frech-ironischen Texten räumten sie mit dem Weiblichkeitsideal ihrer Zeit gründlich auf. Im August 1978 spielte die Band drei Konzerte in Berlin. Vorgruppe war die Nina Hagen Band. Kurz danach machte Nina Hagen - in der DDR als Opernsängerin ausgebildet - mit schrillen Titeln wie "Unbeschreiblich weiblich" den Punk in Westdeutschland Salon- und Talkshow-fähig. Für ihre ersten beiden LPs wurde sie mit goldenen Schallplatten ausgezeichnet - für mehr als 100.000 verkaufte Platten.

Aber für Ulla Meinecke, die auch auf über 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, hat sich im Grunde nicht wirklich etwas verändert. "Es gibt mittlerweile natürlich mehr Musikerinnen als früher. Aber so wie ich das mal gedacht habe, damals in den 60er Jahren, so wirklich gleichberechtigt mit den Jungs, hat sich das nicht entwickelt."