Über 100 jüdische Gräber im Elsass geschändet
3. Dezember 2019Wie die französischen Behörden mitteilten, wurden die Gräber im Ort Westhoffen, rund 25 Kilometer von Straßburg entfernt, verunstaltet. "Diese abscheulichen und abstoßenden Taten sind eine Beleidigung der Werte unserer Republik", sagte Innenminister Christophe Castaner. Es werde "alles getan", um sicherzustellen, dass die Täter nicht ungestraft blieben, schrieb er auf Twitter. Die Gendarmerie sei im Einsatz, um die Täter zu finden. Premierminister Edouard Philippe drückte ebenfalls auf Twitter seine "Empörung" und seine "Abscheu" aus.
Der Präfekt der Region Grand Est an der Grenze zu Deutschland, Jean-Luc Marx, verurteilte die Schändung der Gräber und sagte der jüdischen Gemeinde seine Unterstützung zu. Die feigen Handlungen des Hasses dürften nicht das Zusammenleben der Gesellschaft in Frage stellen, hieß es in einem Statement der Präfektur. Die Welle der antisemitischen, rassistischen und migrantenfeindlichen Handlungen, die die Region in den vergangenen Monaten getroffen habe, müsse bekämpft werden.
Rabbiner schockiert
Der französische Großrabbiner Haïm Korsia zeigte sich in einem Tweet "schockiert und entsetzt". Von einem "Schock" sprach der Präsident des israelitischen Konsistoriums der Region, Maurice Dahan. Nach seinen Angaben umfasst der jüdische Friedhof in Westhoffen rund 700 Gräber. Auch in dem rund 20 Kilometer entfernten Ort Schaffhouse-sur-Zorn tauchten antisemitische Graffitis auf. Wie viele Gräber dort betroffen waren, ist nicht bekannt.
Im Elsass kommt es seit einigen Jahren verstärkt zu solchen Vorfällen. Erst im Februar waren auf einem jüdischen Friedhof in Quatzenheim nordwestlich von Straßburg rund 100 Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert worden. Staatschef Emmanuel Macron besuchte nach dem Vorfall die kleine Gemeinde. Im März wurde das Eingangsportal und eine Seitenwand einer ehemaligen Synagoge in der Gemeinde Mommenheim ebenfalls mit Hakenkreuzen bemalt. Auch in Paris tauchten in diesem Jahr antisemitische Schmierereien auf.
In Frankreich war die Zahl antisemitischer Übergriffe im vergangenen Jahr um 74 Prozent gestiegen. Präsident Emmanuel Macron kündigte ein härteres Vorgehen gegen die Täter an. Die israelische Regierung äußerte sich angesichts der Vorfälle sehr besorgt.
kle/hk (afp, dpa)