UN: Gewalt gegen Zivilisten im Irak schrumpft
10. Juni 2018Einem Bericht der Unterstützungsmission der UN im Irak (Unami) zufolge wurden in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 477 Iraker bei Gewaltakten getötet. Im Vorjahr seien es im gleichen Zeitraum 2014 gewesen. Die in London ansässige Nichtregierungsorganisation Iraq Body Count (IBC) kam zu ähnlichen Ergebnissen.
Nach den Erhebungen von Unami ging im gleichen Zeitraum die Zahl der Verletzten um 68,4 Prozent von 2977 auf 939 zurück. Die Zahl der zivilen Opfer politischer und religiöser Gewalt verringerte sich von 7708 in den ersten fünf Monaten des Jahres 2017 auf 1818 in diesem Jahr - ein Rückgang von 76,4 Prozent.
Parlamentswahl ohne größere Anschläge
Im Mai hielt der Irak das erste Mal seit der Invasion der US-Truppen und dem Sturz von Diktator Saddam Hussein im Jahr 2003 Parlamentswahlen ohne größere Vorfälle ab. Noch im April hatte die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) mit Anschlägen bei der Parlamentswahl am 12. Mai gedroht und alle Sunniten zum Boykott der Abstimmung aufgerufen. Die Wahllokale und alle darin würden "Ziel unserer Schwerter" sein, warnte IS-Sprecher Abu Hassan al-Muhadschir. Die Sunniten sollten sich daher von ihnen fern halten.
Die Minderheit der Sunniten klagt seit dem Sturz Saddams regelmäßig über Benachteiligung durch die schiitische Mehrheit, und sunnitische Extremistengruppen haben im Kampf gegen die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad zu den Waffen gegriffen. Seit 2003 gab es bei allen Wahlen im Irak Anschläge radikaler Sunniten.
Terrormiliz IS besiegt?
Der Irak hatte im Dezember den Sieg über den IS proklamiert. Trotz des Verlusts eines Großteils der von ihm ehemals kontrollierten Gebiete ist der IS weiterhin in der Lage, Anschläge zu verüben.
Nach Angaben der Weltbank werden für den Wiederaufbau des Iraks rund 88 Milliarden Dollar (rund 71 Milliarden Euro) benötigt. Bei einer internationalen Geberkonferenz im Februar in Kuwait waren dem Land 30 Milliarden Dollar (etwa 24 Milliarden Euro) zugesagt worden. Einer UN-Mitteilung zufolge sind im Irak noch mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben. Fast neun Millionen Iraker brauchen demnach humanitäre Hilfe.
kle/sti (afp, uniraq.com, dpa, rtr)