UN warnen vor gewaltigem Elend
6. August 2014Die humanitäre Situation in der umkämpften Ostukraine verschlechtert sich nach Angaben der Vereinten Nationen von Tag zu Tag. "Wir sprechen von 3,9 Millionen Menschen, die in einer von der Gewalt heimgesuchten Region leben", machte der Leiter des UN-Nothilfebüros, John Ging, in einer Sondersitzung des Weltsicherheitsrats in New York deutlich. "Die Infrastruktur ist zerstört, Strom und Wasser gibt es kaum", führte er weiter aus. Fast 1400 Menschen seien bisher getötet worden, mehr als 4000 verletzt.
Dramatische Lage in Luhansk
Jeden Tag fliehen nach seinen Worten etwa 1000 Menschen aus dem Kriegsgebiet. Ging mahnte eindringlich eine politische Lösung an. Ansonsten werde die Zahl der Toten ins Uferlose steigen.
Besonders dramatisch ist die Lage für die Menschen in den von den prorussischen Separatisten beherrschten Städten Luhansk und Donezk. In Luhansk harren noch etwa 250.000 Anwohner aus. Die meisten von ihnen sind Rentner und kinderreiche Familien, die keine Mittel haben, sich in Sicherheit zu bringen. Seit Tagen gibt es in der Stadt weder Wasser noch Strom oder Gas. Im benachbarten Donezk verließen nach einem dringenden Appell der ukrainischen Regierungstruppen viele Menschen die Stadt durch einen sogenannten Fluchtkorridor. Beide Städte werden von der ukrainischen Armee seit Wochen belagert.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Russlands UN-Botschafter Vitali Tschurkin, der die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates gefordert hatte, gab ein weiteres Mal der ukrainischen Führung die Schuld an dem Konflikt. Die Regierungstruppen nähmen Wohngebiete unter Beschuss und schreckten auch vor dem Einsatz von Kassettenbomben nicht zurück, sagte er weiter. Die Kassettenbombe ist ein Geschoss, das nach der Explosion zahlreiche Splitterbomben über große Entfernungen abwirft. Tschurkin kündigte an, Russland werde unter Führung des Roten Kreuzes einen Hilfskonvoi nach Luhansk und Donezk entsenden.
Die USA warfen Russland Heuchelei vor. Vize-Botschafterin Rosemary DiCarlo rief den Kreml dazu auf, die Unterstützung der Separatisten in der Ostukraine zu beenden. "Die Gewalt endet an dem Tag, an dem Russland seine Hilfe für die Aufständischen einstellt." Moskau müsse die Ukraine respektieren und die Besetzung der Krim beenden, forderte sie weiter.
se/det (ape, dpa, afp)