Lebensmittel-Lieferungen nach Tigray unterbrochen
4. Mai 2023Das Welternährungsprogramm (WFP) werde die Verteilung von Lebensmitteln in Tigray erst wieder aufnehmen, wenn es sicherstellen könne, "dass die lebenswichtige Hilfe die vorgesehenen Empfänger erreicht", erklärte die UN-Institution. USAID-Chefin Samantha Power teilte mit, ihre Behörde habe vor Kurzem aufgedeckt, dass für die Menschen in Tigray bestimmte Nahrungsmittel in signifikantem Umfang "abgezweigt und auf dem lokalen Markt verkauft" worden seien.
Weder WFP noch USAID äußerten sich dazu, wer für die mutmaßliche Zweckentfremdung der Hilfsgüter verantwortlich ist und wann sie stattgefunden hat. Von beiden Organisationen hieß es, sie hätten das Problem gegenüber der Zentralregierung Äthiopiens und regionalen Behörden in Tigray angesprochen. Dem WFP zufolge wurden Vertreter in Tigray auf ihre Verpflichtung hingewiesen, illegale Aktivitäten zu unterbinden und ordnungsgemäße Lebensmittellieferungen sicherzustellen.
Nach Angaben von Power liefert ihre Organisation weiterhin Nahrungsergänzungsmittel, Trinkwasser und Hilfsgüter für die Landwirtschaft nach Tigray. In der Region, in der seit November ein Waffenstillstand in Kraft ist, leiden nach zwei Jahre dauernden Kämpfen zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der regionalen Rebellenorganisation TPLF Millionen Menschen unter Nahrungsmittelknappheit. 84 Prozent der Region sind laut WFP von einer Ernährungskrise betroffen.
Scholz wird in Addis Abeba erwartet
Die Lage in Tigray gehört auch zu den Themen der dreitägigen Ostafrika-Reise, zu der Bundeskanzler Olaf Scholz aufgebrochen ist. Zu Beginn seiner zweiten größeren Afrika-Reise als Regierungschef besucht Scholz Äthiopien. An diesem Donnerstagnachmittag wird der Kanzler in der Hauptstadt Addis Abeba von Ministerpräsident Abiy Ahmed empfangen. Dabei soll es unter anderem um den Friedensprozess nach dem Bürgerkrieg in Tigray gehen.
Danach will Scholz Vertreter der Afrikanischen Union (AU) treffen, in der sich 55 afrikanische Staaten zusammengeschlossen haben. Am Abend geht es weiter nach Kenia, dem wichtigsten Partnerland Deutschlands in Ostafrika. Scholz war im Mai 2022 sehr früh nach seinem Amtsantritt erstmals nach Afrika gereist und hatte die Bundeswehrtruppen in Niger, den westafrikanischen Senegal und mit Südafrika das einzige G20-Mitglied des Kontinents besucht. Die zweite Reise nach nur 17 Monaten im Amt soll nun zeigen, dass er den Nachbarkontinent nicht den dort sehr aktiven Konkurrenten China und Russland überlassen will.
kle/jj (afp, dpa, rtre)