UN: Neuer Höhepunkt in Flüchtlingskrise
20. Oktober 2015In Griechenland seien in diesem Jahr bereits mehr als 500.000 Menschen über den Seeweg angekommen, teilte das Flüchtlinghilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mit. Auf den Ägäischen Inseln seien allein am Montag mehr als 8.000 Flüchtlinge hinzugekommen, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming. Insgesamt befänden sich dort nun 27.500 Ankömmlinge.
"Aufnahmebedingungen dringend verbessern"
Ein Großteil der Menschen wolle so schnell wie möglich in andere EU-Länder wie Deutschland weiterreisen. Die Menschen hätten Angst, dass die nördlicheren Staaten ihre Grenzen schlössen. "Viele der Migranten sind verzweifelt", sagte Fleming. Sie forderte, die Aufnahmebedingungen in Griechenland und ganz Europa müssten dringend verbessert werden.
"Ohne dieses entscheidende Element wird das Flüchtlings-Verteilungsprogramm, das die EU im September beschlossen hat, in ernsthafte Gefahr geraten und scheitern", warnte die UNHCR-Sprecherin.
Falsche Vorstellungen von Europa
Viele Flüchtlinge haben nach UN-Einschätzung keine realistischen Vorstellungen von dem, was sie in Europa erwartet. "Die meisten glauben, dass ihre einzige Chance auf ein neues Leben in der Flucht nach Deutschland, Österreich oder Schweden besteht", sagte Fleming. Daher sei es wichtig, die Menschen in den betroffenen Ländern besser über die Situation in Europa zu informieren.
Die UNHCR-Sprecherin verwies darauf, dass in Österreich und Deutschland Tausende Flüchtlinge in Zelten und anderen notdürftigen Unterkünften leben müssten, weil es kaum noch solide Unterbringungsmöglichkeiten für sie gebe. Laut UNHCR steigt die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen, immer noch an.
643.000 Bootsflüchtlinge
Insgesamt haben nach Angaben des Flüchtlingswerks seit Januar mehr als 643.000 Bootsflüchtlinge das Mittelmeer überquert. Etwa 140.000 von ihnen gingen an der italienischen Küste an Land, der Rest in Griechenland. Die größte Flüchtlingsgruppe kam demnach aus Syrien: fast 280.000 Menschen. Knapp 77.000 Geflohene stammten aus Afghanistan.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration starben seit Anfang des Jahres mehr als 3100 Menschen bei der gefährlichen Mittelmeerüberquerung. Viele machen sich in seeuntauglichen und überfüllten Booten und Kähnen auf den Weg oder werden von Schleppern auf diese verfrachtet.
cw/jj (dpa, epd, rtr)