UN: Rückschläge im Kampf gegen Aids
18. Juli 2018Die Erfolge bei der Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids haben nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) zu einer bedrohlichen Selbstzufriedenheit geführt. Der Kampf gegen HIV und Aids ist nach Angaben der Organisation UNAIDS an einem kritischen Punkt. Während die Zahl der Todesfälle sinke und die der Therapien steige, könnten die Neuinfektionen die Erfolge wieder zunichte machen. Der Weg bis zum Ende der Aids-Epidemie sei noch lang und die Zeit werde knapp.
Dem Bericht zufolge wurden im vergangenen Jahr 21,7 Millionen HIV-Infizierte mit Medikamenten behandelt, die den Ausbruch der Krankheit verhindern sollen. Dies seien fünfeinhalb mal mehr als vor einem Jahrzehnt. Die Zahl der Aids-Todesfälle sank daher von 2010 bis 2017 um 34 Prozent und erreichte im vergangenen Jahr mit weniger als einer Million den niedrigsten Stand in diesem Jahrhundert, wie der UN-Bericht herausstellt.
Vorbeugemaßnahmen nicht ausreichend
Zugleich gebe es noch zwei entscheidende Punkte, die in Angriff genommen werden müssten, sagte UNAIDS-Chef Michel Sidibe: Die Verhinderung der Ausbreitung von Aids insbesondere in Risikogruppen sowie die Sicherung der Finanzierung des Kampfes gegen die Krankheit. Die Maßnahmen zur Vorbeugung seien nicht ausreichend und erreichten nicht jene Menschen, bei denen sie am nötigsten seien. Besonders beunruhige ihn die Tatsache, dass sich 2017 rund 180.000 Kinder mit HIV infiziert hätten. Vom Ziel, 2018 die Neuinfektionen bei Kindern auf null zu bringen, sei man weit entfernt.
Insgesamt steckten sich laut UNAIDS 2017 weltweit rund 1,8 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus an. Dabei sei das Infektionsrisiko bei Homosexuellen 28-mal höher als bei Heterosexuellen. Weitere Risikogruppen seien Prostituierte, Drogenabhängige und Transgender-Frauen.
Zu wenig Geld für den Kampf gegen Aids
Dem Bericht zufolge reichen auch die Gelder nicht aus, die für den Kampf gegen Aids zur Verfügung stehen. In den Ländern mit geringer und mittlerer Wirtschaftskraft seien es Ende vergangenen Jahres 21,3 Milliarden Dollar gewesen. Mehr als die Hälfte davon sei von ihnen selbst aufgebracht worden und nicht von internationalen Gebern. Nach Schätzungen von UNAIDS werden 2020 mehr als 26 Milliarden Dollar benötigt. Zwischen dem, was vorhanden sei, und dem, was gebraucht werde, klaffe eine Lücke von 20 Prozent, sagte Sidibe, der von einer Finanzierungskrise sprach.
hf/sti (rtr, dpa)