UN kürzen Lebensmittelhilfe
14. Oktober 2014Die Hilfsleistungen würden diesen Monat um 40 Prozent gesenkt, teilte die Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Elisabeth Rasmusson, mit. Demnach wird die UN-Organisation zwar wie bisher Lebensmittel an 4,2 Millionen Menschen in Syrien verteilen, doch werde sie die individuelle Menge stark reduzieren.
Auch die rund zwei Millionen syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge außerhalb ihrer Heimat seien von November an von den Kürzungen betroffen. Nach Angaben von Rasmusson wird im Libanon die Hilfe für die Flüchtlinge um 20 bis 30 Prozent gesenkt. In der Türkei werde das WFP sogar gar keine Hilfen mehr verteilen. Die WFP-Sprecherin teilte weiter mit, das WFP benötige bis Ende des Jahres 280 Millionen Euro.
Finanzzusagen offenbar nicht eingehalten
Rasmusson äußerte sich in Kuwait am Rande eines Treffens der wichtigsten Geberländer für die Flüchtlinge in und aus Syrien. Kuwait hatte im Januar 2013 und im Januar 2014 zwei Geberkonferenzen organisiert, bei denen die Staatengemeinschaft sechs Milliarden Dollar für die notleidende Bevölkerung zugesagt hatte. Nach Angaben Kuwaits wurden die Zusagen jedoch teilweise nicht eingehalten.
Die Finanznot der UN-Organisation nährt die Furcht vor einer humanitären Katastrophe für die unter den Kämpfen leidende Zivilbevölkerung in Syrien, aber auch im Irak im kommenden Winter. Die Vereinten Nationen sprechen bereits jetzt vom "größten humanitären Notfall unserer Zeit". Wenn die Temperaturen unter den Nullpunkt sinken, wird das Leid der Menschen in der Region steigen. Vielerorts mangelt es am Allernötigsten. Viele Flüchtlinge leben im Freien oder in provisorischen Unterkünften. Es steht zu befürchten, dass viele den Winter nicht überleben.
Fehlende Unterkünfte und Winterkleidung
Vor allem im vom Bürgerkrieg massiv zerstörten Syrien fehle es an geeigneten Unterkünften, an Winterkleidung und an Decken, sagt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe. Nahrung und Trinkwasser seien häufig Mangelware. Eine Situation, die vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen sei, so Dieckmann. Schließlich herrschte in Syrien vor dem Bürgerkrieg eine solide Ernährungslage. Dies hat sich durch die Kriegsjahre drastisch geändert. Viele Felder liegen brach, weil Millionen Menschen vor Regierungstruppen oder radikalislamischen Milizen wie dem "Islamischen Staat" (IS) innerhalb Syriens geflohen sind oder in den Nachbarländern Zuflucht gesucht haben.
Bedrohlich ist die Lage auch im Irak. Immer mehr Menschen flüchten vor den IS-Terrormilizen über die Grenze, vor allem nach Jordanien oder in die Türkei. Rund 1,8 Millionen Menschen wurden seit Januar aus ihren Heimatorten vertrieben. Zusätzlich halten sich nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks fast 900.000 Binnenflüchtlinge in der Kurdenregion im Nordirak auf und suchen dort Schutz.
wl/pab/sp (afp)