UN: Krisen stoppen Entwicklungsfortschritt
8. September 2022Die Lebensverhältnisse der Menschen haben sich im Jahr 2021 in neun von zehn Ländern verschlechtert. Das geht aus dem "Index der menschlichen Entwicklung" (Human Development Index, HDI) hervor, den die UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) jährlich veröffentlicht. Erstmals seit seiner Einführung vor mehr als drei Jahrzehnten ging der globale Index-Wert in zwei Folgejahren zurück. Dies habe die Errungenschaften der vorangegangen fünf Jahre zunichte gemacht, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm.
"Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst"
In die Berechnung des seit 1990 erscheinenden Indexes zu den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen fließen Kriterien wie durchschnittliche Lebenserwartung, Einkommen, Bildungsniveau und Lebensstandard ein. Ein so flächendeckender Rückgang wie 2021 hat es laut UNDP-Chef Achim Steiner noch nie gegeben - selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor rund zehn Jahren sei nur in rund einem von zehn Ländern der Index zurückgegangen.
Wichtigster Auslöser des Rückgangs ist dem Bericht zufolge die Corona-Pandemie. Politische, finanzielle und klimabedingte Krisen hätten ebenfalls dazu beigetragen. Der Rückgang bedeute, "dass wir früher sterben, weniger gut gebildet sind, dass unsere Einkommen sinken", sagte Steiner. Dies führe zu einem verbreiteten Gefühl von "Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst". So beobachteten die Statistiker auch weltweit wachsenden Pessimismus: Sechs von sieben Menschen gäben an, sich unsicher zu fühlen, ein Drittel sagte, dass sie anderen nicht vertrauen.
USA verlieren 21 Plätze
Laut dem neuen HDI-Ranking ist die Schweiz mit einem Index-Wert von 0,962 das höchstentwickelte Land der Welt, nahezu gleichauf mit Norwegen und Island. Deutschland kommt auf 0,942, belegt Rang neun und verliert damit im Vergleich zu 2015 fünf Plätze. Bei der Erstauflage 1990 hatten die Vereinigten Staaten noch geführt, sie kommen jetzt nur noch auf Rang 21. Auf den hintersten Plätzen der 191 untersuchten Staaten liegen Niger, Tschad und Südsudan.
nob/ww (afp, dpa)