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Politik

"Miserable" Bedingungen in griechischen Lagern

27. November 2019

"Nicht akzeptabel", "Gewalt und Ausbeutung" - UN-Flüchtlingskommissar Grandi hat während eines Besuchs in Griechenland deutliche Worte gefunden. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen zog einen drastischen Vergleich.

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Filippo Grandi im Gespräch mit Bewohnern des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos
Filippo Grandi im Gespräch mit Bewohnern des Flüchtlingslagers Moria auf LesbosBild: Reuters/E. Marcou

Die UN haben Griechenland "dringend" aufgefordert, die "miserablen" Bedingungen in den Flüchtlingscamps auf den Ägäis-Inseln zu verbessern. "Wir können nicht akzeptieren, dass Menschen unter so widrigen Bedingungen leben und Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind", sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi nach einem Besuch eines Lagers auf der Insel Lesbos.

Nach Angaben der griechischen Regierung harren mehr als 39.000 Menschen in Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos aus und täglich kommen hunderte hinzu. In dem von Grandi besichtigten Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos leben 13.000 Flüchtlinge - das Dreifache der eigentlichen Kapazität des Camps.

Kinder in Moria
Kinder in MoriaBild: picture-alliance/AA/A. Mehmet

Der Leiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Christos Christou, forderte, besonders gefährdete Flüchtlinge müssten dringend aus den völlig überfüllten Camps gebracht werden. Die erschreckenden Lebensbedingungen kämen jenen in Kriegsgebieten oder nach Naturkatastrophen gleich, sagte Christou in Brüssel. Die Politik der europäischen Staaten führe zu "unermesslichem" Leid.

"Normalisierung und Rechtfertigung des Elends"

"Wir wollen ein sofortiges Ende dieser Politik, eine Evakuierung der verwundbarsten Personen und den Kreislauf des Leids auf den griechischen Inseln durchbrechen", sagte Christou weiter. Er zeigte sich empört über eine angebliche Normalisierung und Rechtfertigung des Elends durch führende EU-Politiker.

Die Situation von Migranten auf den griechischen Inseln habe sich in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert, schreibt Christou in einem offenen Brief an europäische Spitzenpolitiker. "Es ist unfassbar, solche Konditionen in Europa zu sehen - einem vermeintlich sicheren Kontinent - und zu wissen, dass sie ein Resultat bewusster politischer Entscheidungen sind", so der Präsident von Ärzte ohne Grenzen.

Das Lager Moria soll nach dem Willen Athens aufgelöst werden
Das Lager Moria soll nach dem Willen Athens aufgelöst werdenBild: picture-alliance/AA/A. Mehmet

"Was ich auf Lesbos gesehen habe, macht mich traurig, wütend und beschämt mich", sagte die frühere Projektkoordinatorin der Hilfsorganisation auf der griechischen Insel Lesbos, Caroline Willemen. Kranke Kinder müssten in Zelten leben und Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen mit 50 anderen Menschen in Containern hausen.

Neue geschlossene Einrichtungen geplant

Die konservative Regierung in Athen hatte in der vergangenen Woche die Schließung von drei Flüchtlingslagern auf den Ägäis-Inseln angekündigt. Die deutlich überfüllten Lager sollen durch neue geschlossene Einrichtungen mit Aufnahmekapazitäten von je mindestens 5000 Menschen ersetzt werden. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte außerdem die Verlegung von mehr als 4000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen angekündigt, nachdem die übrigen EU-Staaten abgelehnt hatten, 3000 der Minderjährigen aufzunehmen.

Viele in Moria schlafen in primitiven Zelten
Viele in Moria schlafen in primitiven ZeltenBild: picture-alliance/AA/A. Mehmet

Seit Monaten nimmt der Migrantenzustrom aus der Türkei auf die griechischen Inseln wieder zu. Mitte November kamen innerhalb von sieben Tagen knapp 3000 Migranten auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios und Samos an.

Die türkische Regierung drohte in den vergangenen Wochen mehrfach, für Flüchtlinge in der Türkei die Türen Richtung EU "zu öffnen". "Wenn wir die Türen öffnen, ist es klar, wohin sie gehen", sagte etwa Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Besuch in Budapest Anfang November. In der Türkei leben nach Angaben der Regierung in Ankara rund 3,6 Millionen syrische Bürgerkriegsflüchtlinge.

stu/fab (dpa, afp)