UN: Corona-Krise lässt Drogenkonsum steigen
24. Juni 2021Im Zuge der Corona-Pandemie verzeichnet das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) eine wachsende Nachfrage nach Rauschmitteln. Vor allem Cannabis und andere beruhigende Substanzen seien deutlich häufiger konsumiert worden. So hätten von 77 abgefragten Staaten 42 Prozent einen Anstieg beim Cannabis-Missbrauch gemeldet. Die Auswirkungen der Krise dürften noch jahrelang zu spüren sein, hieß es.
Auch der verbotene Anbau pflanzlicher Rohstoffe könnte einen Schub bekommen, so die UNODC bei der Vorstellung des Weltdrogenreports 2021. In Afghanistan etwa hätten sich die Schlafmohn-Flächen um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr vergrößert. Außerdem entwickele sich das Land am Hindukusch zu einem wichtigen Amphetamin-Lieferanten in der Region.
Lieferketten nur kurz unterbrochen
Als möglichen Treiber sowohl für den Konsum wie auch für die Produktion illegaler Drogen nennt die UN-Behörde die Wirtschaftskrise, die als Folge der globalen Pandemie zu Arbeitslosigkeit, Armut und zahlreichen anderen Problemen geführt habe. Zwar seien viele Lieferketten am Anfang der Pandemie - bedingt durch Reise- und Transportbeschränkungen - unterbrochen worden. Doch rasch hätten sich Drogenschmuggler mit der neuen Lage arrangiert.
Hinzu komme, dass einige Märkte einen tiefgreifenden Wandel erlebten. Als Beispiel führt die UNODC den steigenden Wettbewerb der Kokainimporteure an. Verbrecherbanden aus der Balkanregion machten spanischen und italienischen Gruppen zunehmend Konkurrenz. Diese neuen Akteure arbeiteten teils ohne Zwischenhändler und bezögen das weiße Pulver direkt aus Südamerika. Hierdurch gelange immer mehr und immer billigeres Kokain nach Europa, was auch den Konsum attraktiver mache.
Zahl der Konsumenten wächst
Weltgrößter Kokainlieferant ist weiterhin Kolumbien. Allerdings sank die dortige Koka-Produktion 2019 erstmals seit sechs Jahren nennenswert, was weltweit zu einem Rückgang um fünf Prozent beitrug. Zwischen 2014 und 2019 hatte sich die globale Kokainproduktion ungefähr verdoppelt: auf mehr als 1780 Tonnen.
Die UNODC schätzt die Zahl der Menschen auf der Erde, die illegale Drogen konsumieren, auf 275 Millionen. 2018 waren es noch 269 Millionen. Die UN-Experten sehen mit Sorge, dass einige Drogen, vor allem Cannabis, gerade von jüngeren Menschen häufiger als harmlos eingeschätzt werden, obwohl ihr dauerhafter Gebrauch hohe Risiken berge. "Eine geringere Wahrnehmung der Drogengefahren geht mit einem höheren Drogengebrauch einher", sagte UNODC-Leiterin Ghada Waly. Hier müsse die Kluft zwischen Einschätzung und Realität geschlossen werden.
jj/pg (dpa, afp, unodc)