UN klagen alle Kriegsparteien im Jemen an
5. August 2016Die Vereinten Nationen erheben in einem vertraulichen Bericht zum Jemen-Konflikt schwere Anschuldigungen gegen die beteiligten Kriegsparteien. Es seien Verstöße gegen das Völkerrecht und die internationalen Menschenrechte durch die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die Huthi-Rebellen und die Regierungstruppen festgestellt worden, heißt es in einer dem UN-Sicherheitsrat vorgelegten Untersuchung einer Expertengruppe.
Seit März 2015 Luftangriffe der Militärallianz
Kampfjets der von Riad angeführten Militärallianz sollen demnach Ende Mai gezielt ein Haus in einem Dorf im Südjemen bombardiert haben. Dabei seien sechs Menschen getötet worden, unter ihnen vier Kinder. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass das Haus eine militärisches Einrichtung gewesen sei, heißt es in dem UN-Bericht. Drei weitere Luftangriffe mit zivilen Opfern würden noch untersucht. Das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis fliegt seit März 2015 Luftangriffe auf die schiitischen Huthi-Rebellen.
Den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen wird in dem Bericht vorgeworfen, sie hätten ihre Kämpfer und ihre militärische Ausrüstung gezielt in der Nähe von zivilen Einrichtungen stationiert, um diese als Schutzschilde zu missbrauchen. Dadurch hätten sie die Zivilisten der Gefahr von Angriffen ausgesetzt. Die Rebellen kämpfen gegen die Truppen des jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi. Die Huthis plündern dem UN-Bericht zufolge auch die Zentralbank des Bürgerkriegslandes. Monatlich würden 100 Millionen Dollar für den Kampf der Rebellen abgezweigt.
Al-Kaida geschickter beim Bau von Sprengfallen
Die UN-Experten warnen außerdem vor einer wachsenden Bedrohung durch islamistische Extremisten. Die Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) habe ihre Fähigkeiten zum Bau von Sprengfallen verbessert. Al-Kaida prahle damit, einen der am meisten gefürchteten Bombenbauer, Ibrahim Hassan al-Asiri, in ihren Reihen zu haben. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) wiederum habe im März und April bedeutende Summen an Bargeld erhalten, um Einsätze, Ausrüstung und die Rekrutierung von Kämpfern zu finanzieren. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt im Jemen schon mehr als 6400 Menschen getötet, viele von ihnen Zivilisten.
sti/qu (afp, rtr)