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Umweltschützer gegen Biopiraten

André Moeller28. August 2002

Pflanzen-Patente entwickeln sich zum entscheidenden Faktor in der weltweiten Agrarproduktion. Das kann zur Gefahr für die Nahrungsmittelversorgung werden.

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Biopiraterie - Gefahr für die Welternährung?Bild: AP

Umweltschützer fordern einen sofortigen Stop der Patentierungen von Pflanzen, Saatgut und genetischen Ressourcen. Greenpeace-Sprecher Dr. Christoph Then sagte dazu im Gespräch mit DW-WORLD: "Die Lebensgrundlagen dieses Planeten dürfen nicht zum Privateigentum von Unternehmen werden." Durch weitere Patentvergaben werde der Zugang zu den genetischen Ressourcen blockiert. Die Vermarktung dieser Patente durch kostenpflichtige Lizenzvergaben auf Saatgut erschwere die Versorgung und gefährde letztlich die Sicherung der Welternährung.

Zahlreiche Gen-Patente vergeben

So sind in den vergangenen zwei Jahren allein durch das europäische Patentamt (EPA) zwölf Patente auf Tiere, 54 auf Pflanzen und über 150 auf menschliche Gene erteilt worden. Darunter gibt es nach Greenpeace-Recherchen inzwischen zahlreiche Fälle von Biopiraterie: Beispielsweise wurde an die Firma DuPont ein Patent auf Mais vergeben, der einen Großteil aller existierenden Maispflanzen umfasst. Die ursprüngliche Herkunftsregion von Mais ist jedoch Mexiko. Der Saatgutkonzern Monsanto hat ein internationales Patent auf Sojabohnen beantragt, wie sie ursprünglich in China vorkommen. Die Zustimmung der Herkunftsländer wurde in diesen Fällen nicht eingeholt.

Internationale Konvention verbietet Biopiraterie

Biopiraterie bedeutet, dass genetische oder biologische Ressourcen patentiert oder genutzt werden, ohne die Zustimmung des Landes oder des Volkes einzuholen, das die Ressourcen bisher gezüchtet und genutzt hat. Ein solches Vorgehen widerspricht der internationalen Konvention über die biologische Vielfalt (CBD, Convention on Biological Diversity). Diese Konvention, der sich international mittlerweile 182 Länder angeschlossen haben, wurde im Jahr 1992 auf dem Umweltgipfel in Rio verabschiedet.

Nach ihr werden die genetischen Bestandteile von Pflanzen und Tieren zwar als handelbare Rohstoffe und Ressourcen betrachtet. Die Konvention gewährleistet jedoch den Ursprungsländern die Autorität über ihre jeweiligen genetischen Ressourcen. Die Herkunftsländer sind danach bei der Nutzung ihrer biologischen Ressourcen nicht nur zu fragen, sondern auch an den Gewinnen zu beteiligen.

Allianz gegen Biopiraterie

Um ihre Rechte nicht nur gegenüber den Patentinhabern, sondern auch gegenüber den westlichen Industrienationen besser wahrnehmen zu können, haben sich zwölf Entwicklungsländer mit besonders großer Artenvielfalt zu einer Allianz gegen Biopiraterie zusammengeschlossen. Das Gründungsabkommen wurde in Mexiko-Stadt unterzeichnet.

Zu dem Bündnis gehören Mexiko, China, Brasilien, Indien, Indonesien, Costa Rica, Kolumbien, Ecuador, Kenia, Peru, Venezuela und Südafrika. Gemeinsam haben diese Länder dagegen protestiert, dass Unternehmen der Industriestaaten ursprünglich bei ihnen vorkommende Tier-und Pflanzenarten bzw. deren Bestandteile oder genetische Eigenschaften patentieren lassen. Dies geschehe –so der Vorwurf der betroffenen Länder- mit der Absicht, die entsprechenden Patente international zu vermarkten.

Fairer Umgang mit genetischen Ressourcen gefordert

In diesem Zusammenhang betont der mexikanische Umweltminister Victor Leichlinger, dass die Mitglieder der Allianz gegen Biopiraterie bislang keinen wirtschaftlichen Nutzen aus der Artenvielfalt ihrer Länder gezogen hätten, obwohl gerade die einheimische Bevölkerung es sei, die den Artenreichtum bewahre. Die zwölf Staaten wollen nun darauf drängen, dass es faire Richtlinien für die Patentierung genetischer Ressourcen gibt.

Die zwölf Länder der Allianz beherbergen zusammen 70 Prozent der weltweiten Tier- und Pflanzenarten. Sie befürchten allerdings, dass sie durch Gen-Patentierungen von der Nutzung ihrer eigenen Tier- oder Pflanzenressourcen ausgeschlossen werden.