Neuer Trend: rücksichtsvoll reisen
8. März 2018Wacholderheiden auf denen Schafe friedlich grasen, Ziegen, die sich auf Felsvorsprüngen sonnen und Wanderern neugierig entgegenblicken. Zu Fuß, per Pedes oder mit dem Kanu können Urlauber und Naherholungssuchende das Biosphärenreservat Schwäbische Alb erkunden.
Es ist eine liebliche Landschaft mit herausragenden Bergen, Burgen, Schluchten, unbelasteten Magerrasen und bodenständigen Menschen. Dazu gibt es deftige regionale Küche zu genießen: albtypische Produkte wie Dinkel, Linsen, Streuobstsäfte und Obstbrände.
Das Bundesumweltministerium stellt 15 nachhaltige Reiseziele auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin vor, zu denen auch die Schwäbische Alb gehört.
Die Jury wollte einzigartige Kulturlandschaften herausstellen und auch die Heimatverbundenheit der touristischen Anbieter und Bewohner berücksichtigen. Unschlagbar war die "Alb". Typisch für Region südlich von Stuttgart: Familien, die seit Generationen jahrhundertealte Streuobstwiesen gemeinsam hegen und pflegen.
Paul-Stefan Mauz ist nach Jahren in der Stadt auf "die Alb" zurückgekehrt, engagiert sich bei ländlichen Theater-, Museums- und anderen Kulturprojekten. Zusammen mit seiner Frau, einer Apothekerin, produziert der Mediziner Creme mit Bio-Leindotteröl von der Alb. Über seine Heimat sagt er: "Ich liebe die Landschaft, das Raue und die damit verbundene Art der Menschen. Im Biosphärengebiet erfahren wir die Natürlichkeit von Essen, Trinken und Lebensqualität der Region."
Das Wir-Gefühl macht´s - das auch Urlauber zu spüren bekommen
Auch Wolfgang Grupp, Chef der Firma Trigema, zählt zum Schlag der heimatverbundenen Älbler. Bekannt wurde der Textil-Produzent durch TV-Werbespots vor den Abendnachrichten, in dem er für den Produktionsstandort Deutschland warb. Seine Mitarbeiter kennen weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Kündigungen. Sie erleben Lebensqualität und Identität ohne lange Anfahrten zum Arbeitsplatz.
Als Urlaubsziel ist die Schwäbische Alb noch immer so etwas wie ein Geheimtipp unter den beliebten Mittelgebirgslandschaften. Sie ist ursprünglich: Die Menschen sind von zurückhaltender Natur, bescheiden, weil geprägt von harter Arbeit. Ausgezeichnet wurde die Schwäbische Alb vom Bundesumweltministerium als nachhaltiges Reiseziel. Die Jury hob hervor wie "wie Tourismus als Motor für eine nachhaltige Entwicklung auf gesamträumlicher Ebene funktionieren kann."
Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen ist nach dem Abzug des Militärs und der Konversion zu einer ursprünglichen parkartigen Weidelandschaft mit traditioneller Bewirtschaftung reduziert worden. Zur Vermarktung ziehen mehr als 100 Tourismusanbieter und lokale Produzenten an einem Strang. Bettenburgen sucht man vergeblich. Man findet eher Familienbetriebe oder Übernachtungsmöglichkeiten im Zirkuswagen in romantischer Natur.
2009 erhob die Weltkulturorganisation UNSECO das Gebiet als Biosphärenreservat in den Adelsstand, weil sich hier Natur und Landschaft durch Wandern und Radfahren nachhaltig erleben lassen. Gastgeber haben das strengste europäische Umweltmanagementsystem EMAS eingeführt.
Darin verpflichten sich Betriebe unter anderem, ihre Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und sich stetig um Verbesserung der nachhaltigen Entwicklung zu bemühen. Das Leitmotto heißt:" Mehr Qualität, mehr Schutz der Biodiversität, mehr regionale Wertschöpfung".
Nachhaltigkeit - mehr als ein Trend
Für Reinhard Meyer, den Präsidenten des Deutschen Tourismusverbandes, ist Tourismus und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden: "Kaum eine andere Branche ist so abhängig von natürlichen und kulturellen Ressourcen und dem Rückhalt der einheimischen Bevölkerung wie der Tourismus." Und viele Regionen leben von den Urlaubern.
Das Bundesumweltministerium zeichnete daher Destinationen wie das Biosphärenreservat Schwäbische Alb aus, die sich als Vorbilder erweisen für die Umsetzung eines umwelt- und sozialverträglichen Qualitätstourismus in Deutschland: Leistet der Tourismus einen Beitrag zum wirtschaftlichen Wohlergehen der Bevölkerung und fördert er die regionalwirtschaftlichen Strukturen vor Ort?
Weitere Bedingungen sind der aktive Schutz von Umwelt, Natur und Landschaft, der Erhalt der biologischen Vielfalt, nachhaltige Mobilität vor Ort, Maßnahmen zum Klimaschutz, zur Energieeinsparung, zur Energie- und Ressourceneffzienz sowie die Stärkung regionsspezifscher Traditionen und des kulturellen Erbes.
Kleinod Bliesgau
Auch das Biosphärenreservat Bliesgau- etwas weiter nördlich an der deutsch-französischen Grenze gelegen - erhielt von der Jury gute Noten wegen seiner "kulturhistorischen Spuren, der saarländischen Herzlichkeit und der reichhaltigen Natur".
Hier findet der Besucher wertvolle Buchenwälder und eine beeindruckende Auenlandschaft. In der deutsch-französischen Grenzregion wird nachhaltiger Tourismus seit 2011 praktiziert. Nach der Überprüfung durch die internationale Initiative "Green Destinations" wurde der Bliesgau in die Liste der "Top 100 Sustainable Destinations" aufgenommen.
Voraussetzungen waren: besonderer Service, regionales, umweltfreundliches, nachhaltiges Engagement. Dazu gehört, dass sich Übernachtungsgäste mit der SaarlandCard kostenfrei Bus und Bahn nutzen können oder auf barrierefreien Wegen wandern. Ziel des Wettbewerbs ist es, Regionen zu animieren, Nachhaltigkeit im Tourismus zu stärken und langfristig zu verankern.
Biologische Vielfalt an der Peene
Partnerland der Internationalen Tourismusbörse (ITB) ist in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommern, dass mit einer Mischung aus Natur, Kultur, Ruhe und Erholung wirbt. "Genau dies wünschen sich viele Menschen, um aus dem Alltagsstress zu kommen, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) zur Begründung auf der Messe in Berlin. Im nordöstlichsten Bundesland wolle man vor allem den sanften Tourismus fördern, so Schwesig. Dazu gehört auch diePeeneregion, an der Ostsee gelegen, die für Biologische Vielfalt und Naturerlebnis prämiert wurde.
Die Destinationen sind Vorbilder für die Umsetzung eines umwelt- und sozialverträglichen Qualitätstourismus in Deutschland. Für Nachhaltigkeit stehen neben Umwelt- und Naturschutz die wirtschaftliche Zukunftssicherung, das Wohlergehen der Bevölkerung und die Förderung von Kultur und Identität.